Diesen Passailer sieht man gerade im Kino: Joe Tödtling

Er ließ sich von Til Schweiger zusammenschlagen, trank mit George Clooney Kaffee und ist derzeit im Action-Reißer “Point Break” im Kino zu sehen: Der Stuntman Joe Tödtling. WIR OSTSTEIRER haben den Haudegen zuhause in Passail besucht – und da war der “böse Bube” auf einmal ganz zahm.

“Ich spiele immer wieder den großen bösen Fighter: Soldat, Polizist, Security – fighten, schießen, umfallen, sterben,” erzählt Joe Tödtling, während wir in seinem Wintergarten sitzen und nebenan seine zwei Kinder spielen. Papa Joe hat seinen Nachwuchs immer im Blick: “Dorian, musst du aufs Klo?”

Das sind sie auch schon, die zwei Welten, in denen sich Joe Tödtling bewegt. Der 1,90 Meter große Kraftlackl mit 106 Kilo Schwungmasse (”mein Wintergewicht, im Sommer definier ich mich auf 95 Kilo ‘runter”) lässt sich regelmäßig verdreschen, erschießen, über Klippen schmeißen oder gar anzünden. Rein beruflich, versteht sich. Für “Point Break”, das Remake des Action-Klassikers “Gefährliche Brandung” aus 1991, starb er seinen jüngsten Filmtod.

 

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Joe Tödtling ganz privat zuhause in seinem Wintergarten…

 

Glamour? Fehlanzeige

Während der dreijährige Dorian Papas Handy erbettelt, verrät Joe, wie es beim Dreh hinter den Kulissen zuging. “Neben meiner Rolle bin ich für andere Stuntmen eingesprungen. Ziemlich viele waren verletzt. Wir haben eine Szene gedreht, eine Motorradverfolgungsjagd im Wald, bei dem sich das Motorrad überschlägt. Dafür haben sie fünf Stuntleute gebraucht. Und etwa 200 Motorräder. Cut, nächstes Motorrad, nächster Stuntman.”

Joes Knochen sind zum Glück heil geblieben. “Ich hab mich noch nie wirklich verletzt,” erzählt er. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass sich der 37jährige im Vorjahr brennend um den Teichalmsee schleifen ließ und seit 2013 den Weltrekord im “Dauerbrennen” hält. Auf solche Ideen kommt Joe zuhause, beim Rasenmähen in seinem Garten. Etwas weniger glamourös als ein Filmset, oder?

“Glamour gibt’s am Set nicht, das ist eher abgefuckt. Wenn du in einer alten abgefuckten Fabrik bist, bist du in einer alten abgefuckten Fabrik. Da wird’s nicht schön, da kannst du machen, was du willst. Da bist du dreckig, alle schwitzen, alle sind müde, alle haben Durst. Egal, ob das ich bin oder der Clooney. Der trinkt halt seinen Kaffee, ich trink ein Glas Wasser. What else.“

Moment. DER Clooney? George? “Papa, ich muss aufs Klo!” What else.

Nachdem Papa und Dorian wieder gesellschaftstauglich sind, erklärt Joe: “Für “The Monuments Men” habe ich mit ihm gedreht, das war 2013. (Anm: George Clooney führte bei dem Film Regie und spielte auch die Hauptrolle. Matt Damon, Cate Blanchett, John Goodman und Bill Murray verkörperten die Nebenrollen.) Die Zusammenarbeit verlief unkompliziert: „Ein bissl Blödsinn reden, ein bissl lachen, dann geht das schon. Wir sind im Endeffekt eh alle gleich gestrickt.“

Wenn Joe als Stuntman arbeitet, dann ist er meist in einer kleinen Nebenrolle zu sehen. Für Double-Einsätze wird er selten gebucht – er ist mit seinen 1,90 Metern zu groß dafür. “Die Schauspieler sind alle so klein. Til Schweiger zum Beispiel mit seinen 1,70 Metern – aber kommt gut vor der Kamera, wenn er dich dann zusammenschlagen darf. Ich hab Spaß mit ihm gehabt, obwohl es immer geheißen hat, der ist so kompliziert.“

 

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…und am Set von “Monuments Men”.

 

Draufhauen, bis es passt

Derzeit arbeitet Joe als Stuntkoordinator für den Film “Big City Lights”, der 2017 in die Kinos kommen soll. Gedreht wird ab August, Joe ist aber schon seit Monaten im Einsatz. “Ich arbeite an den Previews. Dabei werden mit Stuntleuten bestimmte Szenen vorab gedreht, das erhalten Produzent und Regisseur. Die geben ihren Senf dazu und das geht so lange hin und her, bis es passt. Am Set hast du schon die fixfertige Szene, die dann „nur“ noch abgedreht wird.”

Arbeiten kann Joe dabei von zu Hause aus – und so dreht er die Previews einfach beim Passailer Sperrmüllplatz. Jeder Fight wird genau durchchoreografiert. Wenn dann gedreht wird, ist Joe weltweit unterwegs. „Ich kann gar nicht jeden Job annehmen, weil ich nicht die Zeit dazu habe. Ich hätte voriges Jahr in Indien drehen sollen, es ging nicht.” Auch einen Dreh mit Luc Besson musste er schon absagen, weil er anderweitig verpflichtet war. „Das hat mich schon angefuckt.“

Jetzt ist Joe auch anderweitig verpflichtet: Krise im Kinderzimmer. Für Joe kein Problem – ein Stuntkoordinator sorgt eben nicht nur für die richtige Action im Film, sondern auch für Ordnung und Sicherheit am Set. Egal, ob in Hollywood oder in Passail.