Alle 36 Asylwerber, die derzeit in der Stadtgemeinde Gleisdorf leben, kennen sie: Conny Krautstingl, Referentin für Integration und Diversität im Gleisdorfer Gemeinderat. Gepierct, tätowiert und 23 Jahre jung.
“Durch meine Referententätigkeit bin ich zum Arbeitskreis Asyl gekommen, der sich von Anfang an um die Asylwerber bei uns gekümmert hat,” erzählt Conny. Anfangs war die politische Funktion der Antrieb, bald darauf die Hilfsbereitschaft.
Zuerst hatten alle Bedenken, da ich ja doch eine sehr junge Frau bin, wie die Männer auf mich reagieren.
Da stellt sich eine junge Frau hin und will mit Asylwerbern arbeiten. Sogar begeisterte Helfer hatten da ihre Vorbehalte und fragten sich, wie die jungen Männer, die doch aus einem anderen Kulturkreis stammen, auf Conny reagieren werden.
Mit der tatsächlichen Reaktion haben wohl die wenigsten gerechnet: “Ich wurde ihnen gleich als Referentin vorgestellt und alle hatten riesigen Respekt und teilweise auch Angst!”, erzählt Conny von der ersten Begegnung. Die Angst hat sich nach dem ersten Kennenlernen aber gleich gelegt.
Mittlerweile ist Conny eine von über siebzig Personen, die sich um die Asylwerber kümmern. Spazierengehen, gemeinsam kochen und voneinander lernen – dafür nimmt sich Conny oft Zeit. So haben sich auch schon einige Freundschaften entwickelt.
“Fuck” sagt man nicht
Die Verständigung fällt mittlerweile nicht mehr schwer, obwohl sich immer wieder kulturelle Unterschiede zeigen, auch und besonders im Umgang mit der Sprache, erzählt Conny: “Als ich das erste mal in Anwesenheit der Männer ‘fuck’ gesagt habe, weil ich mich gestoßen habe, waren sie sehr peinlich berührt und erstaunt!”
Sehr konservativ und bedacht in ihrer Wortwahl seien die Asylwerber. “Frauenbezogen sind sie sehr zuvorkommend, wie Gentleman, machen Komplimente und sind am Anfang schüchtern.“
Trotz der anfänglichen Schüchternheit ist jeder Kontakt willkommen, die Männer freuen sich darüber, wenn sie Freundschaften aufbauen können. So wie mit Conny, vor der längst keiner mehr Angst hat.
Das Projekt mit dem viel zu langen Namen, den sich niemand merkt. Oder einfach: i am
Der Arbeitskreis Asyl, in dessen Rahmen sich auch Conny engagiert, wurde gegründet von Wolfgang Seereiter, Martin Dorfner und Maria Schunko. Kürzlich erfolgte die Umbenennung in “Integrationsprojekt für Asyl-Suchende Menschen“, was doch ein wenig sperrig klingt. Die Abkürzung “i am” geht da schon leichter über die Lippen.
“i am Gleisdorf” soll, so Conny, “ein Statement für und zu Gleisdorf sein” und die “neuen” mit den “alten” Gleisdorfern verbinden. Wir alle sind Gleisdorf – ein Gedanke, der sich auch mit dem Gleisdorfer Stadtmotto “im Herzen die Sonne” deckt.
Mittlerweile engagieren sich über 70 Freiwillige bei i am Gleisdorf, bunt gemischt durch alle Altersstufen. Sie lernen mit den Asylwerbern Deutsch oder Englisch, unternehmen Ausflüge mit ihnen, unterstützen als Integrationsbegleiter oder sind einfach mal zum Reden da.
Unter www.iam-gleisdorf.at gibts alle Infos zu den Aktivitäten der Gruppe und auch auf Facebook gibts immer wieder News. Wer selbst helfen will, erfährt hier, was gerade gebraucht wird und welche Hilfe am sinnvollsten ist.