Unordentliche Menschen, die gerne spät schlafen gehen und ausgiebig fluchen, sind einer Studie der University of Minnesota zufolge intelligenter als alle anderen. Na gut, dann mach ich mal den ultimativen Intelligenztest!
Bin ich intelligent?
Mal sehen, ob die Kriterien der Universität auf mich zutreffen. Den ersten Punkt kann ich recht schnell abhaken – ein Blick auf meinen Schreibtisch genügt! Hier stapelt sich das kreative Chaos, und mitten drin schläft mein Kater, der Redaktionslöwe. Macht nix, ich sitze sowieso lieber auf der Couch, wenn ich einen Beitrag schreibe. Und meine Unterlagen finde ich immer! Sofern der Kater sie nicht vom Schreibtisch gepratzelt und unter die Couch gekickt hat… (Es lebe das papierlose Büro!)
Darf ich damit den ersten von drei Punkten auf meinem Intelligenzkonto verbuchen? Ich bin mir nicht sicher. Eigentlich hätt ich schon lieber Ordnung. („Eigentlich“ ist übrigens der kleine Bruder von „hab Besseres zu tun“, so wie „nett“ die kleine Schwester von „schei*e“ ist.)
Also anders: Ich hätte lieber einen aufgeräumten Schreibtisch. Nicht weil ich dann besser Arbeiten kann, sondern weil’s einfach nicht so blöd ausschaut, wenn Besuch kommt. Ich schreibe mir ehrlicherweise einen halben Punkt auf mein Konto gut, während der Löwe ein Papiersackerl aus dem Mistkübel fischt und freudig daran geht, es in Konfetti zu verwandeln. Ihm taugt’s anscheinend uneingeschränkt. Ok, kleiner Löwe: Ein Punkt für dich.
Carpe Noctem – Nutze die Nacht!
Kommen wir zum nächsten Kriterium: Der Schlaf. Prinzipiell ist der Schlaf mein Freund. In meinem Alter 😛 sollte man peinlichst genau darauf achten, genug davon zu bekommen. Schönheitsschlaf und so, eh scho wissen. Uns verbindet allerdings eine so tief gehende Freundschaft, dass wir es gar nicht notwendig haben, uns ständig sehen zu müssen. Wir wissen auch so, dass wir uns lieben.
Deshalb geht bei mir selten vor Mitternacht das Licht aus. Und wenn’s mal zwei oder drei Uhr wird, macht das auch nichts. Insofern stehe ich in einer Reihe mit US-Präsident Obama, Charles Darwin, Winston Churchill, Keith Richards und Elvis Presley. Ob deren Wecker auch an harte Arbeit gewöhnt sind?
In der Früh linse ich ganz vorsichtig in den Spiegel, und meine Schönheit grinst mir hämisch entgegen: „Ja, du stehst tatsächlich in einer Reihe mit Obama, Darwin, Churchill, Onkel Keith und Elvis – aber dem späten!“
Der Löwe ruht majestätisch auf der Wäschetonne, schnurrt und schaut mir aus halb geöffneten Augen belustigt dabei zu, wie ich versuche, mich gesellschaftstauglich zu tunen. Er selbst sieht natürlich umwerfend aus – obwohl er die halbe Nacht mit imaginären Fliegen gespielt hat und jetzt nur darauf wartet, dass ich endlich mit ihm schmuse. Kleiner Löwe, das ist wohl wieder ein Punkt für dich. Aber ich krieg zumindest einen halben, dass wir uns da gleich richtig verstehen!
Fluchen in Theorie und Praxis
Die Forscher an der Uni von Minnesota meinen, dass ein „reiches Vokabular an Schimpfwörtern ein Zeichen für gesunde verbale Fähigkeiten“ ist. Ha! Die werd ich doch wohl haben, die verbalen Fähigkeiten. Schließlich verdien ich meinen Lebensunterhalt genau damit!
Nüchtern betrachtet trau ich mich aber auch hier nicht, mir einen ganzen Punkt zuzuschreiben. Jahaaa, in der Theorie ist mein Schimpfworterepertoire mindestens so groß wie das mit den dreckigen Witzen. Letzteres kommt aber sehr viel öfter zum Einsatz: Ich lache lieber als zu sudern, zu motschgern oder zu schimpfen.
Da muss sich jemand schon sehr anstrengen, um mir ein ehrliches und herzhaftes „Der Blitz soll dich beim Schei*en treffen“ zu entlocken. Und selbst das ist nur für mich hörbar. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin kein so überaus guter Mensch. Aber: Karma is a Bitch.
Moment – Bitch – zählt das als Schimpfwort? Und sogar öffentlich verwendet? Wunderbar! Dann gibts doch noch einen halben Punkt für mich!
Während ich versuche, dreimal 0,5 Punkte im Kopf auszurechnen, hat der Kater festgestellt, dass seine Futterschüssel leer und dafür das Katzenkisterl voll ist. Solche unhaltbaren Zustände akzeptiert er keine Sekunde lang! Ich spreche nicht besonders gut Kätzisch, aber meine Grundkenntnisse reichen aus, um sein Gemaunze annähernd zu übersetzen: „Heast, Oide, wos sull der Schaß! Bist angrennt? Gemma, aber a bissl pronto! Kistl saubermachen, Futterschüssel auffüllen und dann kannst di scho richten zum Hinter-den-Ohrwaschln-kraulen – owa a nur weil i so a guter Dodl bin!“ Eine etwas freie Übersetzung, der Wortlaut ist seinem Tonfall zufolge deutlich deftiger, als es ein seriöser Online-Beitrag verkraften könnte… „Bitch“ kommt sicher öfter drin vor. (Ok, ich hab zurecht nur einen halben Punkt bekommen.)
Der kleine Löwe hingegen, der maunzt, was er sich denkt. Katerchen, dafür hast du dir noch einen Punkt verdient!
Intelligenzsteigerung, jetzt!
Also drei halbe Punkte für mich, drei ganze für den Kater. Drei mal 0,5 – meint der Taschenrechner 😉 – ist 1,5. Dreimal eins – das krieg ich selber hin – ist drei. Dem zufolge ist mein Kater doppelt so intelligent wie ich. (Das hab ich auch ohne Taschenrechner hingekriegt!)
Hätten die Betreiber dieser Intelligenzstudie mit Katzen gearbeitet, wären sie wohl auch zu dem Schluss gekommen, dass Intelligenz nicht vom Fluchen, lange Aufbleiben oder Unordnunghalten herrührt.
Intelligent ist es vielmehr, Bedürfnisse zu artikulieren und dahinter zu stehen. Intelligenz bedeutet auch, auf den eigenen Körper zu hören, der genau weiß, wann es Zeit für Action und wann für Ruhe ist. Und sie zeigt sich darin, sich nicht von Kleinkram aufhalten zu lassen, wenn man etwas viel Großartigeres tun kann, das viel mehr Spaß macht.
Der Redaktionslöwe hat fertigrandaliert und sich müde gespielt. Jetzt schläft er anmutig und würdevoll auf seinem Lieblingsplatz. Du kluger kleiner Kerl, ich nehm mir jetzt ein Beispiel an dir und leiste dir Gesellschaft. Und deine Konfetti – die räum ich später weg.