Dieses miese Facebook und seine „Erinnerungen“. Heute hat es mich kalt erwischt. Hat mich an liebe Freundinnen erinnert, mit denen ich eine zeitlang ein Herz und eine Seele war. Dann hat sich die Welt weitergedreht. Wir haben uns aus den Augen verloren.
Das passiert. Manchmal schleichend, weil sich das eigene Leben verändert und das der anderen auch und plötzlich wache ich auf und stelle fest, dass unsere Wege grundverschiedene Richtungen eingeschlagen haben. Das ist in Ordnung. Prioritäten verändern sich. Der Job, ein Partner, eine andere Stadt, später Kinder – irgendwann lässt neue Alltag keinen Platz mehr für alte Zeiten.
Manchmal verliert man sich auch mit einem großen Knall. Zurück bleibt das schale Gefühl des „Ich habs verkackt“. Vertrauen verspielt, Game over. Das ist auch in Ordnung. Wer Fehler macht, muss mit den Konsequenzen zu leben lernen.
Meistens geht das auch ganz gut. Die Welt dreht sich weiter. Das Leben ist ausgefüllt mit neuen Menschen, neuen Aufgaben. Nur manchmal, beim Durchblättern alter Fotoalben oder beim Scrollen durch alte Bilder auf Facebook, weht leise die Melancholie heran. Und bevor du auch nur die Chance hast, das alles wieder weit weg zu schieben, hat dich das Vermissen schon am Herz gepackt und lässt dich nicht wieder los.
Irrational und dämlich ist das. Denn es wäre ja so einfach: Eine Nachricht, ein Anruf… ihr seid ja nicht einmal weit weg – sogar ein Besuch wäre denkbar! Aber nein, denn da gibt es ein großes Hindernis: Ich bin feig. Die laute Dani mit der großen Klappe hat Angst davor, den Kontakt wieder aufzunehmen. Zu lange habe ich nichts von mir hören lassen. Zu lange habe ich mich nicht blicken lassen. Jetzt ist der Zug abgefahren, steht schon längst im nächsten Bahnhof.
Ihr lieben Frauen, die ich früher einmal beste Freundinnen nennen durfte: Ich weiß, dass es euch gut geht. Facebook erzählt mir das gelegentlich, und ich freue mich darüber. Euer Leben ist ausgefüllt mit neuen Menschen, neuen Aufgaben. Vielleicht scrollt ihr auch manchmal durch alte Bilder oder blättert in den Alben mit unseren Jugendsünden. Ich bin zu feig, euch zu fragen, ob ihr dann auch diesen leichten Stich verspürt.
Also scrolle ich lieber weiter, klappe das Fotoalbum zu, packe die Erinnerungen wieder in ihre Kisten – die Schönen und die Schuldbewussten, fein säuberlich beschriftet mit einem R, einem K, einem N… – und verstaue sie in der Schatzkammer meines Herzens. Irgendwann vielleicht, so hoffe ich, packen wir sie gemeinsam aus, meine und eure, vergleichen sie, lachen darüber und weinen darüber.
Oh mein Gott, wie kitschig hör ich mich eigentlich an? Die Wahrheit ist: Ich vermisse euch. Manchmal, wenn ich es mir erlaube.