Heute vor 15 Jahren saß ich im Büro meines damaligen Lehrherren und habe Bilder bearbeitet. Der Radio dudelte vor sich hin und half dabei, die Zeit schneller vergehen zu lassen. Es war ein ziemlich fader Tag, alles wie immer. Es war der Tag, an dem die Welt eine neue Richtung einschlug.
Die Nachrichten. Anfangs klang alles so harmlos. Ein Flugzeugabsturz im fernen New York, Ursache vorerst unklar. Du hörst kurz genauer hin, hast vielleicht sogar einen Tropfen Mitgefühl übrig für diejenigen, die das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Arbeitest weiter. Flugzeuge stürzen schon mal ab, wenn auch nicht immer so spektakulär. Aber es passiert, und es ist ja zum Glück weit weg.
Bis die Nachricht vom zweiten Flugzeug kam. Und vom dritten. Plötzlich dämmert dir: Das ist kein Zufall. Das ist was Großes. Du bist gerade live dabei. Dieser Moment ist einer, der Geschichte schreibt. Diesen Moment merkst du dir bis an dein Lebensende. In diesen ersten Minuten, als noch keine Rede war von Hintergründen, als noch alles fassungslos war über das Ereignis an sich, war mir klar, dass von jetzt an alles anders sein wird. Auch bei uns.
Nicht sofort, natürlich. Bis die Veränderung ankommt, dauert es. Aber heute, 15 Jahre später, können wir genau beobachten, was sich verändert hat. Ein neuer Feind war geboren, eine neue Bedrohung. Die Zeitrechnung teilte sich in „davor“ und „danach“.
Auch wenn es müßig ist – heute, 15 Jahre später, komme ich nicht umhin, mich zu fragen: Wie würde unsere Welt aussehen, wenn 9/11 nie passiert wäre? Vielleicht wären schlecht klebende Wahlkarten heute kein Thema, wenn uns damals nicht die Angst vor den Männern mit dunklen Augen und langen Bärten ins kollektive Bewusstsein gepflanzt worden wäre…