Palmbuschen binden: Dieser Opa weiß noch, wie es richtig geht

Palmzweige und eine Gartenschere: Mehr braucht Engelbert Hummer nicht, um eine Palmbuschen fachgerecht zu binden. Bast, Schnur oder Blumendraht? Damit braucht man ihm nicht kommen.

Von seinem Großvater hat der Pischelsdorfer gelernt, wie man die einzelnen Palmzweige mit biegsamen Weidentrieben zu einem festen Buschen zusammenfügt. Heute ist Engelbert 80 Jahre alt und längst selbst Großvater, und er bewahrt dieses Wissen noch immer. Damit es nicht verloren geht, hat er es WIR OSTSTEIRER weitergegeben.


 

„An g’scheiten Palm musst halt bringen, dann mach i dir schon einen Palmbuschen,“ erklärt uns Engelbert am Telefon, als wir ihn bitten, uns diese Kunst zu zeigen. An g’scheiten Palm? Weidenzweige also, nur welche der etwa 450 Weidenarten darf es denn sein?

IMG_2241
Palmkatzerln: Hunderte Sorten davon gibt es. Wir haben besonders schöne mitgebracht, die wir auch für den Osterstrauch verwenden würden. Ob es die Richtigen sind?

Palmkatzerln lassen sich auftreiben. Sogar besonders schöne, die auch in einem Osterstrauß gute Figur machen würden. Damit ist der Meister aber nicht besonders zufrieden: Zu viele Seitentriebe, zu sprödes Holz. Die schön verzweigten Palmkatzerln für die Vase sind also nicht das Richtige für einen Palmbuschen.

„Früher hat man bei jedem Haus einen Palmstrauch gehabt. Lange gerade Triebe haben die. Und geschmeidig sind sie auch.“ Er selber hat auch keinen solchen Weidenstrauch mehr. „Kommt alles ab, die alten Bräuche,“ bedauert er.

Von solchen Kleinigkeiten wie widerborstigem Material lässt sich Engelbert aber nicht abschrecken und legt los. Zuerst entfernt er die kleinen Seitentriebe, um zumindest halbwegs gerade Zweige zu bekommen. Die bündelt er so, dass der Palmbuschen auf Länge kommt.

„Je länger der Palmbuschen, desto besser,“ schmunzelt Engelbert. „Das war früher immer so, dass der mit dem längsten Palmbuschen das meiste Ansehen hatte bei der Palmweihe.“

IMG_2252
Alle Seitentriebe kommen ab, nur der längste und geradeste bleibt stehen. Die Abschnitten kommen später an die Spitze des Buschen und werden mitgebunden.

Wer hat den längsten

Zwei, drei Meter lang waren die Palmbuschen oft, die er für seine Kinder gebunden hat. Da wurde es zur logistischen Herausforderung, diese „Trümmer“ heil zur Palmweihe zu bringen. „Die sind dann halt beim Autofenster hinausgestanden,“ erinnert sich der 80-jährige.

Ganz so lang wird unser Palmbuschen nicht. Ansehnlich schaut er trotzdem schon aus. Jetzt kommt aber der schwierige Teil: Die Weidenringerl. Mit biegsamen kurzen Trieben wird der Stiel des Buschen umwickelt.

Dafür braucht es Fingerfertigkeit, mehr, als man Engelberts großen, von viel Arbeit gezeichneten Händen zutrauen würde. Aber gelernt ist gelernt. Auch nach Jahren der Palmbuschen-Abstinenz und mit etwas eingerosteten Fingern kriegt Engelbert die Weidenringerln noch hin.

IMG_2255
So wird’s ein schöner Palmbuschen: Erst die Zweige richtig anordnen.

Fast fertig für den großen Tag

Unser Palmbuschen ist fast fertig für seinen großen Auftritt am Palmsonntag. Engelbert ist zufrieden: „Für das Klumpert, das du da gebracht hast, schaut er gut aus. Der Großvater hätt‘ ihn aber nicht durchgehen lassen, der war da ganz genau.“

Jetzt fehlen nur noch die bunten Bänder aus Krepppapier. „Die machst aber selber drauf. Das dergreif ich mit meinen alten Fingern nicht mehr!“

Das Wichtigste sind die Weidenringerl

Nach der Palmweihe am Palmsonntag bekommt der Palmbuschen einen Ehrenplatz im Haus und bleibt dort bis zum nächsten Jahr. Beim Osterfeuer am Karsamstag trägt er dann noch einmal zum österlichen Brauchtum bei.

So mancher steckte auch Zweige vom Palmbuschen am Feldrand oder im Garten in die Erde. Dadurch sollten Unwetter und Gewitter abgehalten werden.

Das Wichtigste für die Kinder waren aber immer die kunstvoll gebundenen Weidenringerl: „Früher hat man für jedes Ringerl ein Osterei bekommen,“ erzählt Engelbert. Mit Bast oder Blumendraht geht das natürlich nicht.