Hans Wilfurth hat noch nie ein Interview gegeben. Der Veranstaltungsmanager des forumKloster in Gleisdorf ist lieber der Mann im Hintergrund. Für WIR OSTSTEIRER hat er aber eine Ausnahme gemacht. Und uns dabei allerhand über das betriebsame Haus verraten. Unter anderem auch, wie das mit den Erotikmessen ist…
Wir sitzen in der Künstlergarderobe im Obergeschoß des Gebäudes. Ein großer Spiegel an der Wand. Eine kleine Küche. Eine gemütliche Sitzecke. Und ganz nebenbei wahrscheinlich der Ort mit dem höchsten Promifaktor Gleisdorfs. Hier haben sich schon Kabarettgrößen wie Alf Poier, Roland Düringer oder Thomas Stipsits auf ihre Auftritte vorbereitet, hier haben internationale Künstler wie James Cottriall oder Rebekka Bakken ihr Lampenfieber niedergekämpft. Hier sind wir backstage. Und Hans erzählt.
„Das Spannendste an meinem Job ist die Arbeit mit den Künstlern. Man lernt so viele unterschiedliche Charaktere kennen. Die Gespräche nach dem Konzert bis eins in der Früh, da wird auch viel Privates erzählt. Man erfährt viele Insidergeschichten und merkt, dass all diese berühmten Persönlichkeiten auch nur Menschen sind.“
Namen nennt Hans nicht, wenn er von „seinen“ Künstlern erzählt. Diskretion gehört schließlich zum Job. Das eine oder andere Schmunzeln kann er sich aber nicht verkneifen, vor allem wenn es um ausgefallene Wünsche geht. Da lernt auch der Profi immer wieder dazu:
„Es heißt zwar immer, Künstler seien schwierig, aber ganz im Gegenteil. Wichtig ist, das alles funktioniert, dann gibt’s auch keine Probleme. Ein Künstler wünschte sich „Sonnenwasser“ oder „Lichtwasser“ oder etwas in der Art. Noch nie gehört davon! Da musst du erst einmal recherchieren, was der da eigentlich will, aber auch das ist dann kein Problem.“
Seit 2003 ist Hans dafür zuständig, dass bei den Veranstaltungen im forumKloster alles klappt. Damit hat Hans jede Menge zu tun, denn hier spielen sich nicht nur viel beachtete Kulturveranstaltungen ab. Kongresse, Feiern, Bälle, Vorträge, Galas – die Hütte brummt. Unglaubliche 650 Veranstaltungen finden jährlich im forumKloster statt, das sind fast zwei Events pro Tag!
Viele davon sind geschlossene Veranstaltungen von Firmen oder Vereinen. Im Sommer ist das forumKloster als Hochzeitslocation gut gebucht. Paare von nah und fern wollen hier ihre Hochzeitsfeier begehen. „Wir hatten sogar schon ein Brautpaar aus Rumänien, das unbedingt hier heiraten wollte,“ erzählt Hans. Von Oktober an bis in den Februar halten zahlreiche Bälle das siebenköpfige forumKloster-Team auf Trab, jetzt im Dezember, während die Bälle Pause haben, sind es die Weihnachtsfeiern.
„Das Schöne am forumKloster ist, dass es durch die verschiedenen Säle, die wir haben, für jede Veranstaltung das passende Umfeld bietet. Oft haben wir mehrere Veranstaltungen gleichzeitig. Das Herzstück des Hauses ist aber natürlich der Stadtsaal. Nicht nur die Räumlichkeiten sind einzigartig, das ganze Haus strahlt dank seiner Geschichte eine ganz eigene Atmosphäre aus.“
Der Name „forumKloster“ stammt nicht von irgendwo: Früher waren hier die Schwestern des Dominikanerordens untergebracht. Die Nonnen lebten hier, betrieben einen Kindergarten und eine Schule. 1996 wurde das Kloster aufgelassen, die verbliebenen Nonnen übersiedelten ins Dominikanerkloster nach Graz. Die Stadt kaufte das Gebäude, der Rest ist Kulturgeschichte. Über 8.000 Veranstaltungen fanden seit der Eröffnung des forumKloster im Herbst 2002 hier statt.
Die Spuren der geistlichen Vergangenheit sind auch heute noch sichtbar. Behutsam wurde das Klostergebäude umgestaltet. Der heutige Stadtsaal war früher der Klostergarten. Wo jetzt die Bühne steht, befand die Klosterkapelle. Beim Künstlereingang hinter der Bühne kann man eine Wandnische mit einem Weihwasserkessel entdecken. Hans Wilfurth sind all diese Dinge schon seit seiner Kindheit vertraut:
„Ich habe als Kind ministriert und zwar des öfteren auch bei der Frühmesse im Kloster. Anschließend hat es immer Guglhupf und Kakao in der Klosterküche gegeben, im heutigen Josefsaal.“
So schließt sich der Kreis zwischen damals und heute, zwischen geistlicher und weltlicher Nutzung, zwischen dem Ministrantenbuben und dem Veranstaltungsmanager Hans Wilfurth. Es gibt kaum eine Veranstaltung, die er hier noch nicht organisieren und begleiten durfte.
„Eine der Schönsten war das Konzert von Dave Brubeck, der leider mittlerweile verstorben ist. Auch Al Jarreau war großartig. Willi Resetarits kommt immer wieder gerne her. Es gibt aber auch ein paar Künstler, die auf meiner Wunschliste stehen: Der Australier John Butler ist grandios. Den Südtiroler Herbert Pixner versuche ich seit zwei Jahren zu bekommen.“
Diese Wünsche haben definitiv die Chance, erfüllt zu werden. Weniger realistisch ist im forumKloster aber eine andere Art von Veranstaltung, obwohl Hans schon mehrmals Anfragen dafür bekommen hat: Erotikmessen.
„Erotikmessen wird es hier nicht geben. Das machen wir nicht! Aufgrund der Geschichte dieses Hauses passt das einfach nicht.“
Macht gar nichts, denn das Programm ist trotzdem breit gefächert. Kleiner Ausblick gefällig? Bittesehr:
In den nächsten Monaten spielen hier die Wiener Sängerknaben, die Poxrucker Sisters, Mayito Rivera & Sons of Cuba, Die Heavytones (die Band aus TV Total) und die Stadtkapelle Gleisdorf, getanzt wird beim Feuerwehrball, beim Rotkreuzball und beim Oststeirerball. Eine Film- und Fotoshow führt auf die „Pilgerwege Steiermark“, Extremradler Christoph Strasser lädt zum Motivationsvortrag, das Figurentheaterfestival Gleisdorf verzaubert mit fantasievollen Puppenspielen und Jan-Uwe Rogge klärt über den Umgang mit Aggressionen bei Kindern und Jugendlichen auf.
Hans Wilfurth ist überall dabei – als Mann im Hintergrund. Da ist er am liebsten, von hier aus sorgt Hans dafür, das alles klappt. Die Künstlergarderobe überlassen wir wieder denen, die hier später auf der Bühne stehen. Das Interview, meint Hans, war trotzdem gar nicht so schlimm.
So wandelbar ist das forumKloster
Mehr dazu und alle Kontaktinformationen findest du auf der Homepage des forumKloster.