Was machst du, wenn du krank und allein zuhause bist und etwas aus der Apotheke brauchst? Oder wenn du auf deiner Baustelle stehst und ein Sack Zement fehlt? Oder wenn du dir eine neue Waschmaschine gekauft hast, dein Auto aber viel zu klein zum Transportieren ist? Oder wenn du gar kein Auto, keinen Führerschein oder eine körperliche Beeinträchtigung hast? Dann hast du ein Problem.
Johannes Sauseng sieht solche Probleme als Herausforderung. Der 32-jährige ist Inhaber des Lieferservice Gleisdorf und als solcher schon für viele Menschen der Retter in der Nahrungsmittelnot gewesen. Wenn in der Mittagspause oder beim faulen Chillen auf der Couch am Wochenende der große Hunger kommt, genügt ein Anruf oder SMS und Futter ist unterwegs.
Seine Firma bezeichnet Johannes als Projekt, und seinen Beruf sieht er als Berufung. Die hat sich schon früh gezeigt, wie er erzählt: „Ich habe Zimmermann gelernt und ich wollte den Job nie machen, das hat mir nie Spaß gemacht. Was ich aber immer gern gemacht habe, war Jause holen. Da habe ich mich auch im dritten Lehrjahr noch freiwillig gemeldet.“
Pizza, Spaghetti und ein blöder Schmäh
Die Idee zum Lieferservice Gleisdorf entstand aus der Not heraus. „Das war vor ein paar Jahren,“ erzählt Johannes. „Ich koche sehr gerne, meine damalige Freundin ebenfalls, aber eines Tages waren wir beide krank und mit Grippe im Bett. Keiner war in der Lage, sich an den Herd zu stellen – also haben wir Essen bestellt. Am ersten Tag gab es Pizza, am zweiten Tag Spaghetti. Am dritten Tag gab es wieder Pizza.“ Von dieser „abwechslungsreichen Ernährung hatten beide bald genug. „Ein befreundeter Taxler hat uns dann eine Suppe vom Chinesen vorbeigebracht – die hat gut getan! Dann ist aber die Diskussion losgegangen – wer fährt zur Apotheke?“
Wieder wurde der Taxler gerufen, diesmal hatte aber ein Kollege Dienst, und der weigerte sich, diesen Botengang zu übernehmen. „Damals hab ich im Scherz zu meiner Freundin gesagt, dass so ein Lieferservice eine feine Sache wäre.“ Beide amüsierten sich köstlich über diese Idee – und das war’s. Vorläufig.
„Mich hat die Idee nicht mehr losgelassen. Aber ich hatte einen guten Job, rundherum hat alles gepasst, und selbstständig so etwas aufziehen wäre mir nicht ernsthaft in den Sinn gekommen.“
Wünsche und Träume
„Niemand schlägt so hart zu wie das Leben,“ philosophiert Johannes, wenn er über die darauf folgende Zeit nachdenkt. Irgendwann war die Freundin weg. Der gute Job auch. Persönliche Schicksalsschläge, der Verlust geliebter Menschen – plötzlich hat gar nichts mehr gepasst. Und Johannes stand auf einmal vor einem Scherbenhaufen, der einmal ein Leben war.
Heute sagt er: „Ich war vom Kopf her nie so weit wie andere – das Leben war immer locker und ein Spaß für mich. Aber so ist es nicht – nur Sonnenschein und Regenbogen. Das hab ich damals gespürt. Ich war komplett am Sand und habe mich als schwarzes Schaf der Familie gefühlt. Ich hatte zwar Wünsche und Träume, habe sie aber nie verfolgt.“
Einer dieser Träume war, Profifußballer zu werden. „Talent war vorhanden und ich habe mehrmals die Chance gehabt, im Profibereich einzusteigen, aber dort bekam ich gleich die Grenzen aufgezeigt. Talent allein reicht nicht, du brauchst es auch im Kopf, du brauchst die richtige Einstellung.“
„Das wird nie funktionieren“
Also hat Johannes begonnen, an seiner Einstellung zu arbeiten. „Mit 26 Jahren habe ich gelebt wie ein 18-jähriger. Bevor ich den Gewerbeschein gelöst habe, habe ich andere Dinge lösen müssen. Nicht immer den starken zu spielen, ehrlich zu mir selber zu sein. Ich habe mich entschieden, die Herausforderungen im Leben anzunehmen und zu meistern.“
Seine erste ernsthafte Beziehung und die Geburt seines Sohnes öffneten Johannes die Augen. Das Partyleben war vorbei, Johannes wandelte sich vom Partyboy zum Familienmenschen. Mit der Bereitschaft, Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen, kam auch die Idee des Lieferservice wieder. Die ersten Rückmeldungen dazu aus dem Freundes- und Verwandtenkreis waren jedoch alles andere als positiv. „Kann nicht gehen, funktioniert nicht – das habe ich von allen Seiten gehört. Und: Geh lieber 40 Stunden hackeln, da hast du dein fixes Geld.“
Entmutigen ließ sich Johannes nicht, er glaubte an seine Idee. Mittlerweile ist das Lieferservice Gleisdorf zu einer fixen Institution geworden, ist auch in Weiz, Feldbach und Hartberg schon überaus erfolgreich und erleichtert tausenden Kunden in der Region das Leben.
Johannes selbst ist über den Prozess des selbstständig werdens im Beruf auch persönlich selbstständig geworden. Er ist gereift, trägt Verantwortung als Unternehmer, Arbeitgeber und Vater. Und er weiß: „Das Leben schlägt verdammt hart zu, und es geht nicht darum, ob du noch härter zurückzuschlagen kannst, sondern wieviele Schläge du einstecken kannst. Die Kunst ist, immer wieder aufzustehen und trotzdem sein Ding durchzuziehen. Das ist für mich der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.“
Das Lieferservice Gleisdorf ist von Dienstag bis Sonntag (ausgenommen Feiertage) von 9 bis 21 Uhr unter der Nummer 0664/3675466 erreichbar und bringt alles ins Haus, was man zum Leben braucht.
Die Zustellung von den Partnerbetrieben ist im Stadtgebiet von Gleisdorf kostenlos. Außerhalb des Stadtgebietes gibt’s die Lieferung schon ab zwei Euro.
Partnerbetriebe in Gleisdorf sind Fandl Hendl, Pizzeria David, Fleischerei Höfler, Bäckerei Konditorei Wurm, Charly’s Imbiss, Best Pizza & Kebap, Goldino, China Restaurant Joy und True Fellas Diner.
Das Lieferservice bringt aber auch alle anderen Waren ins Haus. Details zu den Lieferkosten findest du auf der Homepage. Bei 5,50 Euro geht’s los, maximal 19 Euro kostet die Zustellung beispielsweise in Ilz.
Ab Anfang April bietet Johannes auch einen Party- und Getränkeservice an. Details dazu folgen.
Das Lieferservice auf Facebook: Gleisdorf – Weiz – Hartberg – Feldbach