Stell dir vor, du liegst gemütlich auf der Couch oder auf dem Liegestuhl im Garten, und nimmst gleichzeitig am Unterricht in deinem Klassenzimmer teil. Diesen Wunschtraum vieler Schüler rückt eine Entwicklung von vier Weizer HAK-Schülern in greifbare Nähe. Jonas Pregartner, Georg Schuh, Benedikt Beichtbuchner und Dominik Höfler programmierten ein virtuelles Klassenzimmer, das genau diese Vorstellung ermöglicht.
VEDUS heißt das Projekt, und WIR OSTSTEIRER haben die Entwickler Jonas, Georg, Benedikt und Dominik besucht und durften uns in virtuelle Klassenzimmer wagen.
Virtual Reality Brille auf, Klassenzimmer an
Jonas, Georg, Benedikt und Dominik stehen kurz vor der Matura in der HAK Weiz. Sie besuchen den Digital Business-Zweig, kurz DigBiz genannt – oder auch liebevoll „die Hackerklasse“. Dass da auch bei der Diplomarbeit ein guter Schuss Digitalisierung dabei sein muss, versteht sich von selbst.
Das Thema der Arbeit war bald gefunden: „Wir mögen besonders die naturwissenschaftlichen Fächer, also Mathe, Physik, Chemie, Biologie,“ erzählt Jonas. Übliche Unterrichtsmethoden seien aber gerade in diesen Fächer wenig anschaulich: Der Lehrer zeichnet 3D-Objekte auf eine 2D-Tafel. „Das ist relativ fad und nicht besonders anschaulich. Es braucht viel räumliches Vorstellungsvermögen, um das zu erfassen. Damit tun sich manche Schüler schwer.“
Das Ziel war also, den Untericht in diesen Fächern auf ein neues Niveau zu heben. Das Ergebnis: VEDUS – Virtual Education Spaces. Das ist ein virtueller Raum, in den der Lehrer 3D-Objekte projizieren kann. Die Schüler tragen Virtual-Reality-Brillen und haben damit das Gefühl, direkt in diesem virtuellen Raum zu sitzen. Sie können die Objekte drehen oder heranzoomen und so von allen Seiten betrachten.
Die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, die das Team verwendet, kommt erst heuer für den Normalverbraucher auf den Markt. Dominik, der Hardwarespezialist der Gruppe, beschäftigte sich aber bereits vor Projektbeginn damit. „Mein Bruder und ich haben in die Entwicklerversion der Brille investiert und ich habe damit auch schon einige kleinere Projekte programmiert,“ erzählt Dominik. Es war also naheliegend, mit diesen Erfahrungen weiterzuarbeiten.
Star Trek lässt grüßen
So viel zur Theorie – WIR OSTSTEIRER durften VEDUS allerdings auch in der Praxis testen. Dominik verpasst uns die VR-Brille und schickt uns ins virtuelle Klassenzimmer. Wie auf dem Holodeck bei Star Trek fühlt man sich hier. Wände, Möbel, Schultafel, sogar die Aussicht aus den Fenstern – alles da, was man auch in einem normalen Klassenraum erwarten würde. Inklusive Mistkübel neben der Klassenzimmertür. Für das Design der Klasse zeichnet Jonas verantwortlich, und der hat seine Aufgabe sichtlich ernst genommen.
Im Klassenraum wartet auch schon das Studienobjekt: Ein Skelett, das es gleich genau in Augenschein zu nehmen gilt. Per Joystick lässt sich der Knochenmaxl näher heranholen – und der Steuerstick reagiert so fein, dass der knochige Geselle viel zu schnell auf den ungeübten Anwender zurast und man sich unwillkürlich duckt. Ein Heidenspaß für die vier Entwickler, die natürlich die ersten Gehversuche eines Laien belustigt beobachten.
Langsam geht es dann aber, und schnell ist klar: Dieses Klassenzimmer macht Spaß! Die Auflösung könnte zwar feiner sein – Entwicklerversion eben – aber das Prinzip begeistert.
Stellt sich nur die Frage: Wozu gibt es im virtuellen Klassenraum eine Wandtafel? Georg, zuständig für die Kommunikation zwischen Lehrer- und Schüleranwendung, erklärt: „Per Webcam kannst du die normale Schultafel auf die virtuelle Tafel übertragen. So kann der Lehrer beide Systeme nutzen.“ Außerdem gibt es eine virtuelle Leinwand, auf der sich Lehrvideos abspielen lassen.
Anwenden lässt sich VEDUS ortsunabhängig. Schüler und Lehrer können sich an verschiedenen Orten befinden. „Das bedeutet vor allem für Schüler mit körperlichen Beeinträchtigungen eine große Erleichterung,“ erklärt Jonas.
Die Nerds aus der 5D
VEDUS ist bereits voll einsatzfähig, lässt sich laut Jonas, Georg, Benedikt und Dominik aber unbegrenzt erweitern. Benedikt, zuständig für den Businessplan, erläutert die möglichen Kosten: „Wenn man VEDUS in einem Computerraum installiert, wo schon PCs vorhanden sind, kommen 20 Arbeitsplätze inklusive Brillen, Joystick und Software, auf ungefähr 12.000 Euro.“
Mit VEDUS überzeugten die vier Tüftler auch beim heurigen DigBiz-Award, bei dem sich DigBiz-Handelsakademien aus ganz Österreich im Wettbewerb gegenüberstehen. Die Weizer nahmen nicht nur den ersten Preis im Bewerb mit nach Hause, sondern räumten auch den Innovationspreis, den das Publikum zu vergeben hat, ab.
Ob sie aus ihrer Idee ein Unternehmen machen wollen, wissen die vier noch nicht. „Wir haben VEDUS auch beim österreichweiten Innovationspreis “Jugend Innovativ“ eingereicht,“ meint Jonas. „Je nachdem, wie wir da abschneiden, überlegen wir uns, ob wir mit VEDUS weiter machen. Zeit hätten wir ja nächstes Jahr neben dem Zivildienst.“
Mehr zu VEDUS findest du auf der Website zum Projekt.