Der Kater ist ein gefräßiges kleines Monster. Nichts Essbares ist vor ihm sicher. Außer das Katzenfutter. Das begutachtet er mit angewidertem Gesichtsausdruck und kläglichem Maunzen.
Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zu dem vorwurfsvollen Blick, den er aufsetzt, wenn man ihn mal wieder dabei ertappt, wie er den Frühstückstisch „abräumt“ oder die Teller vorwäscht. „Du gönnst einem auch gar nichts,“ sagt dieser Blick.
Nun hat dieser verfressene Kater eine ganz besondere kulinarische Schwäche. Die wird ihm zum Verhängnis…
Dachhase mit Lebkuchenfüllung
Heiliger Abend. Der Christbaum steht im Wohnzimmer, erleuchtet mit Bienenwachskerzen und geschmückt mit Strohsternen und Figuren. Sterne, Herzen, Monde, Rauten…
Bisher glitzerte die ganze Wohnung, sobald die erste Christbaumkugel aus ihrer Schachtel geholt wurde. Kitsch pur! Diesmal gibt es das Kontrastprogramm dazu: Ganz traditionell.
Skeptisch beäugt der Kater die Szenerie. Er vermisst die Glitzerdinger. Die ließen sich so schön durchs ganze Wohnzimmer kullern. Hier glitzert schon mal nichts. Ob sich etwas kullern lässt, muss er noch herausfinden. Die Pfote zuckt schon nach einem der braunen Ornamente, als dem Kater ein liebgewonnener Duft in die Nase steigt.
Das gibts doch nicht! Das braune Ding da ist richtig gutes Zeug, wie er es manchmal auf der Küche oder dem Esstisch findet. Wie kommt sowas denn hierher? Der Kater senkt die Pfote und schnuppert noch einmal an dem Ding. Kein Zweifel, das ist das gute Zeug. Und da hängt noch viel mehr davon!
In diesem Moment brennen dem kleinen Kater alle Sicherungen durch. Die Gier übernimmt. Er stürzt sich auf das am nächsten liegende braune Ding und gräbt die Zähne hinein. Wie ein Staubsauger inhaliert er den Lebkuchen in kürzester Zeit und schon schnappt er sich den nächsten.
Der Kater frisst sich buchstäblich von unten nach oben durch den Christbaum. Als sie ihn am nächsten Morgen finden, ist klar: Der Weihnachtsbraten ist gesichert. Dachhase mit Lebkuchenfüllung. Ganz traditionell.
NEIN!!!
Selbstverständlich nicht! Aber genau dieser Gedankengang ist der Grund dafür, warum bei uns im Wohnzimmer kein traditionell geschmückter Christbaum mit Strohsternen und Lebkuchen steht. Sondern die Kitschvariante. Bruchsicheres Plastik – hat im Umgang mit Kleinkindern schon durchgehalten, hält auch den Kater aus.
Den stell ich mir übrigens lieber so vor: Auf halber Höhe des Christbaums, wo die Zweige ihn gerade noch tragen, rücklings hingefläzt, das Bäuchlein in die Luft gewölbt und mit einem Zahnstocher, den er sich aus einem Strohstern-Strohhalm gebastelt hat, in den Zähnen kletzelnd. Besser? 😉