robert adler

Schnittwoch: Meine Angst kriegt ihr nicht

Ich bin traurig. Wisst ihr warum? Seit geraumer Zeit wird überall von diesen Horrorclowns in den Medien berichtet. Ich selbst bin aber noch keinem einzigen begegnet. Ihr etwa? Ich würde so gerne mal einen sehen und dann einladen zum Kaffee! Schade…
Aber mal Spaß beiseite: anderen scheinen derartige Grusel-Berichte tatsächlich einen gehörigen Schauer hinter dem Rücken zu versetzen. Nur warum eigentlich?

clown
Ich dachte immer, Clowns sollten einem Spaß bereiten und keine Angst?

Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook sehe ich in letzter Zeit nur mehr solche dämlichen Artikel, die geteilt werden. Mir reicht’s. Warum lassen sich Menschen derart von solchen Nachrichten beeinflussen? Jetzt wo gerade Halloween war, scheint die Panikmache wieder voll im Gange zu sein. Kaum ein Tag scheint ohne Schreckensmeldungen zu vergehen…
Erst vor kurzem hat ein Politiker behauptet, wir würden bereits in einem Bürgerkrieg sein – was für ein Schwachsinn. Gibt es ernsthaft Leute, die wirklich glauben, wir würden jetzt momentan in einem Bürgerkrieg stecken??? Ich verstehe das einfach nicht. Wenn man den boulevardesken Zeitungen und Internetseiten Glauben schenken dürfte, stehen wir ja alle schon kurz vorm Weltuntergang und totalen Zusammenbruch der Zivilisation.

Angst ist eine Illusion

Ängste zu haben ist ja völlig normal. Angst ist wichtig aus evolutionsbiologischer Sicht, denn sie bewahrt uns davor, gewagte Risiken einzugehen und hilft uns, uns selbst zu schützen und Sicherheit zu gewährleisten, damit man Gefahren abschätzen kann. Klar, ist immer und überall Vorsicht geboten, man weiß schließlich nie. Nachts, in dunklen Straßenecken etc. muss man natürlich gewappnet sein und sich schützen können und dergleichen. Allzu oft reagiert unser Gehirn aber übertrieben und die Angst ist eigentlich total unberechtigt und völlig irrational.

Angst
»Angst essen Seele auf« , wie es im Fassbinder-Film aus den 70ern heißt

Im Grunde könnte man sagen, Angst ist nur eine Illusion. Denn egal wie schlimm wir uns zum Beispiel ein Szenario (beispielsweise wenn wir vor etwas nervös und aufgeregt sind) ausmalen, so furchtbar dürfte es selten eintreffen. Stellt euch bei Prüfungsangst etwa vor, ihr würdet zum Test enthauptet werden müssen; das relativiert dann ungemein!
Jetzt mal ehrlich: Was soll schon passieren? Mal eine Reise in ein anderes Land wagen, warum nicht? Mal einen Fremden um Hilfe bitten, warum nicht? Mal etwas vagen, was man sich bisher nicht traute und sei es auch nur so banal, ist es eine Erfahrung. Und so ist es auch bei anderen Dingen, die uns Angst machen im Laufe der Zeit. Wer nicht wagt, der auch nicht gewinnt. Man muss immer wieder auf’s Neue Ängste überwinden, um voranzukommen im Leben.

Aber klar, der Journalismus lebt natürlich auch davon, Ängste zu schüren. Sei es Angst vor Terrorismus, Angst vor der nächsten Umweltkatastrophe, Angst vor dem nächsten Börsensturz. Teilweise sind solche Bedenken natürlich gerechtfertigt. Aber passieren können Unfälle und schlimme Dinge immer und überall.

Auch wenn ich auf der Straße spazieren gehe, könnte ich von einem Auto überfahren werden oder es bestünde die Gefahr, dass mir ein Klavier auf den Kopf fällt – die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings sehr gering. Kein normaler Mensch würde mit dem Bewusstsein auf die Straße gehen, dass im nächsten Moment so etwas passieren könnte.

Entängstigt euch – Zeit für einen Mutausbruch!

Wie gesagt, Vorsicht ist geboten, immer und überall, klar. Aber gewisse Dinge können wir gar nicht beeinflussen. Was mich nervt, ist wie die Medien systematisch Ängste schüren. Wo zur Hölle sind denn diese Horrorclowns, von denen alle reden?!
Ich bin überzeugt dass mehr als die Hälfte dieser Geschichten nicht einmal der Wahrheit entsprechen. Und was hat man nun davon? Leserschaft und Aufruhr, klar – und kleine Kinder, die sich fürchten und mit ihnen die Eltern – Dankeschön, echt toll gemacht, so traut sich niemand mehr auf die Straße.

Schluss damit!!! Ich habe genug von all diesen Schreckensnachrichten und Horrormeldungen, den Bedenken, der Ängstlichkeit und Unsicherheit in den Köpfen der Leute.
Anstatt sich von Angst und Panikmache, Hass und Hetze, Zweifeln und Sorgen leiten zu lassen, würde ich gerne mal einen Ausbruch in die andere Richtung erleben: Wo sind die Mutigen und Ermutiger, die andere bestärken?

Wartet nicht auf einen Retter, rettet euch selbst – denn ihr seid allesamt weitaus stärker, als ihr denkt.