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Pflegeeltern werden: Unbegleitete Flüchtlingskinder suchen eine Familie

Im Jahr 2015 kamen über 8.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Österreich. 2014 waren es knapp 2.000. Hinter diesen nackten Zahlen stehen Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern bei Angriffen in ihrem Herkunftsland oder auf der Flucht verloren haben. Die jetzt in einem fremden Land mit fremder Sprache irgendwie zurechtkommen müssen, meist untergebracht in Heimen und mit ihren Sorgen und Ängsten auf sich allein gestellt.

Dass es auch anders geht, beweist ein Projekt von „a:pfl – alternative:pflegefamilie gmbh„, ein Zweig des Pflegeelternvereins Steiermark. „Wir möchten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, in einer Familie aufzuwachsen,“ erklärt Projektleiter Thomas Kubinger. Das Projekt läuft seit einem Jahr, nun werden Menschen gesucht, die Pflegeeltern für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden möchten.

Familienzuwachs

Psychologin Sheyda Wiesauer, die ebenfalls an diesem Projekt beteiligt ist, erklärt: „Eine Familie bedeutet viel bessere Integrationsmöglichkeiten für die Kinder. Und sie haben jemanden, der der für sie da ist, sie auch einmal in den Arm nimmt.“

Gesucht werden Menschen, die soziales Engagement haben und die etwas verändern wollen – nämlich das Leben eines Kindes. Voraussetzung um Pflegemama oder Pflegepapa zu werden, ist in erster Linie Freude am Zusammenleben mit Kindern. Angehende Pflegeeltern sollten mit beiden Beinen im Leben stehen, genug Platz für ein weiteres Familienmitglied haben und unbescholten und gesund sein. Für Einzelpersonen oder Paare, die sich vorstellen könnten, ein Pflegekind aufzunehmen, gibt es am 3. November einen Infoabend:

 

Infoabend für angehende Pflegeeltern

3. November 2016
18 bis 20 Uhr

a:pfl, Hilmteichstraße 110, 8010 Graz

Info und Anmeldung: Thomas Kubinger, 0664/60826234

 

Werte und Lebensweise kennenlernen = Inklusion

In ihrer täglichen Arbeit sehen Sheyda und Thomas, was „Familienanschluss“ bewirken kann. Thomas erzählt von den Brüdern Ben* und Farid* (*Namen von der Redaktion geändert), die mit 13 und 16 Jahren aus Afghanistan nach Österreich kamen. Bei einer Hartberger Krisenpflegefamilie konnten sie sich von ihrer Flucht erholen.

Nach zwei Monaten fand sich die geeignete Dauerpflegefamilie für Ben und Farid in Graz-Umgebung. Mittlerweile haben die Buben beim Deutschlernen enorme Fortschritte gemacht, sie gehen in die Schule und unterscheiden sich in ihren Wünschen und Bedürfnissen nicht von ihren österreichischen Schulkollegen. „Das ist Inklusion,“ meint Thomes. „Im Gegensatz dazu wird mit der Unterbringung in Heimen nur noch mehr Separation geschaffen.“

Die Unterbringung in der Pflegefamilie soll dauerhaft sein, erklärt Sheyda: „Es geht nicht darum, jemandem ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern jemandem eine Familie zu geben. Kein Elternteil setzt sein Kind mit 18 auf die Straße, also warum sollten Pflegeeltern dann den Kontakt abbrechen?“

Alle Pflegeeltern erhalten eine Ausbildung, die aus vier Modulen besteht und innerhalb von neun Monaten absolviert wird, und erhalten von a:pfl Unterstützung in rechtlichen und psychologischen Fragen. Pflegeeltern erhalten ebenfalls finanzielle Unterstützung.


Kontakt

Thomas Kubinger
a:pfl – alternative:pflegefamilie gmbh, Hilmteichstraße 110, 8010 Graz
Tel: 0664/60826234