Zahlreiche Sagen ranken sich um sie. Alle Geschichten sind ein bisschen anders, aber der Kern ist immer derselbe: Sie sei verantwortlich für die Schaden bringenden Unwetter, die über das Grazer Feld herniedergehen und braue vom Grazer Hausberg aus das Wetter für die Stadt.
Eine alte, grobknochige, große, spindeldürre Frauensperson mit langen spärlichen grauen Haaren, die struppig weg stehen – genau so stellten sie sich die Bewohner um den Schöcklberg früher vor. Die Rede ist natürlich von der berühmt-berüchtigten Hexe vom Schöckl. Die Schöcklhexe ist eine Wetterhexe, so erzählt man sich. Die Wetterhexe braut in der Tiefe des Wetterloches das Wetter und schickt es dann als Nebel, Regen, Schnee oder Hagel ins Land.
Manchmal, besonders wenn dichter Nebel den Berg einhüllt, besteigt die Wetterhexe einen Wolkenwagen, der von großen Fledermäusen gezogen wird und fährt/fliegt damit sausend um den Berg. Bei jedem solchen Hexenwetter befindet sich unter den Hagelschlossen ein Hagelkorn, in dem ein Haar der Hexe eingeschlossen ist. Ganz wichtig: Wer nach einem solchen Unwetter so ein Hagelkorn findet, in dessen Eis ein Haar eingeschlossen ist, hat großes Glück zu erwarten, so heißt es.
Ab und zu fährt sie auch aus dem Wetterloch empor, in dem sie das Wetter braut, das stets von verderbenbringenden Hagelschlägen begleitet ist. Will man solchem Hagelwetter vorbeugen, muss man die Schöcklhexe, sobald man bemerkt, dass sie aus dem Wetterloch emporsteigt, zwingen, dorthin wieder zurückzukehren.
Dies gelingt, wenn man alle Geräte und Werkzeuge, wie Mistgabeln, Krampen, Besen, Sicheln, Sensen und dergleichen, verkehrt zur Haus- oder Stalltür hinauswirft und dabei fest schimpft, so die Erzählung.
Gab es die Schöcklhexe wirklich?
Eine düstere Geschichte über eine verwahrloste Frau, die die Stadtbewohner einst in Angst und Schrecken versetzte …
Die Schöcklhexe gab es historisch belegt wirklich, nur gibt es nicht viele Indizien, wer sie genau war. Es gibt wenig Historisches über diese Person, nur das Faktum, dass sie rund um das Jahr 1810 auftauchte.
Im Jahr davor stürmten die Franzosen den Schloßberg von Graz, vielleicht kam auch so der Mythos um „die letzte Hexe von Graz“ zustande, wer weiß. Die sagenhafte Gestalt war also tatsächlich eine wirkliche Person, aber es gibt nicht sehr viele Hinweise auf sie, bis auf eine kurze Erwähnung in der Arbeit eines Sagenforschers.
Trotzdem haben wir es geschafft, mit ihr ins Gespräch zu kommen! Wir präsentieren voll Stolz unser Interview mit der berühmten Schöckelhexe:
Mit Fledermausen kutschieren und Wetter brauen… Wie tickst du, Schöcklhexe?
WIR OSTSTEIRER (WOS): Sehr geehrte Frau Schöcklhexe, sind Sie wirklich real?
Schöcklhexe: So eine Frechheit… Sehe ich denn unreal aus?!
WOS: Nun, manche zweifeln Ihre Existenz an. Aber wie ist es denn nun mit dem Wetter, warum bescheren Sie den Oststeirern so miese Nebeltage zurzeit?
Schöcklhexe: Die Steirer jammern mir zu viel über Dinge, die nicht wichtig sind und je mehr sie jammern, desto mehr werde ich ihnen Wetter schicken, damit sie was zum jammern haben!!!
WOS: Man munkelt, Sie hätten ein schwieriges Verhältnis zu Frau Holle?
Schöcklhexe: Nun, die kann halt nur Betten schütteln. Schaun’s, ich mach‘ ja viel mehr. Gewitter mach‘ ich und Stürme, Blitze und Donner, da muss man schon Expertise haben und sich auch die Finger schmutzig machen können. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, wissen’s. Die Frau Holle weiß ja gar net, wie viel Arbeit das alles ist. Meine Schwester, sie wohnt nicht in diesem Universum gell, aber meine Schwester findet auch, dass die keine Ahnung hat vom wahren Leben und wie Wettermachen richtig geht. Die trägt ja auch mehr Feenblut in sich, vielleicht liegt’s daran. Wir Hexen sind eben weniger etepetete.
WOS: Wie wird man denn eigentlich Schöcklhexe?
Schöcklhexe: Nun, es erfordert Jahrhunderte an Erfahrung, selbstverständlich, aber ich bin ja noch recht knackig. Ich habe das ja ganze Zeitalter lang studiert, wissen Sie. Das Wetterbrauen, das Weben der Nebelschwaden, das Pusten des Windes. Jetzt bin ich schon so alt, aber klüger werden sie nicht, die Menschlein, sehr viel klüger sind sie wirklich nicht geworden. Ich kann mich noch erinnern, als diese Welt entstanden ist. Hach, das war vielleicht ein Chaos!
WOS: Hatten Sie schon Probleme mit dem Tierschutz?
Schöcklhexe: Meinen Fledermäusen geht es bestens!!! Ich achte ja auf meine Linie, die müssen nie schwer ziehen.