Im Mai haben wir Georg und Maria Taucher auf ihrem Obsthof in Dörfl besucht. Damals war die Stimmung auf dem Hof am Tiefpunkt: Spätfrost hat einem großen Teil der Apfelanlagen schwer zugesetzt. Nicht nur für Familie Taucher eine Katastrophe – zahlreiche Bauern in der Steiermark mussten um ihre Ernte bangen.
Nun waren wir wieder am Obstof Taucher zu Gast. Die Apfelernte ist in vollem Gange. In den meisten Obstanlagen sieht es traurig aus: Nur vereinzelt hängen Äpfel am Baum, und die sind klein, blass und haben eine raue Schale. „Das sind die Frostschäden,“ erklärt Georg. Diese Äpfel lassen sich nicht als Tafelobst verkaufen. Sie sind maximal zweite Wahl, vieles muss als Pressobst auf den Markt geworfen werden.
„Nicht alle Sorten sind gleichermaßen betroffen,“ erklärt uns Georg. „Die Golden Delicious sind schön. Aber bei den Gala, und die sind nun einmal die Beliebtesten, haben wir allein bei der Menge 70 Prozent Ausfall. Von der Qualität gar nicht zu reden: 80 Prozent schlechter als in einem normalen Jahr!“
Georg hofft, dass die Versicherung, die er wie viele andere Betroffene nach der Frostkatastrophe abgeschlossen hat, die Ausfälle abdecken kann. Vieles hängt davon ab: „Heuer geht’s noch, nächstes Jahr wird interessant vom Finanziellen her,“ meint Georg. „Die Reserven sind aufgebraucht, und das Geld der 2016er Ernte fehlt nächstes Jahr.“
Bereits heuer hat Georg alle Ausgaben radikal zurückgeschraubt, anstehende Reparaturen noch einmal verschoben und auf Saisonarbeitskräfte verzichtet. Auch jetzt zur Ernte: Wo normalerweise 15 Mitarbeiter alle Hände voll zu tun haben, sind heuer gerade einmal sechs Saisonkräfte beschäftigt. „Schauen wir mal, ob das nicht auch noch zu viel ist,“ meint Georg. „Du musst froh sein, wenn du das reinbringst, was die Leute kosten. Du pflückst und pflückst und es kommt nichts zusammen. Hängen lassen wäre oft gescheiter, aber das kannst du auch nicht machen. Dann hast du die faulen Äpfel in der Anlage.“
Dazu kommt, dass der Apfelpreis wieder einmal im Keller ist. „Sechs Cent bekommen wir heuer für ein Kilo Pressobst. Bei einer Großkiste macht das gerade einmal 18 Euro,“ rechnet der Landwirt vor. „100 Euro kostet mich ein Arbeiter pro Tag…“
Dass heuer wesentlich weniger heimische Äpfel auf den Markt kommen, werden auch die Konsumenten spüren. „Heuer wird es viel Zweierware geben, weil sonst nichts da ist,“ meint Georg, der befürchtet, dass deshalb viele Kunden auf ausländische Ware zurückgreifen werden. „Alle sind nur scharf auf die schönste Ware.“