Blumen pflanzen, Rasen mähen, Hecken schneiden – bei aller Liebe zum Garten kann das schon in Arbeit ausarten. Was aber, wenn statt ein paar Quadratmetern gleich ein paar tausend gepflegt werden wollen? Wir haben die Gleisdorfer Stadtgärtner bei ihrer Arbeit besucht und uns angesehen, wie viele Handgriffe nötig sind, um eine Stadt wie Gleisdorf aufblühen zu lassen. Zehn Gärtner, ein Lehrling und zwei Saisonkräfte sind dafür zuständig, Gleisdorf grün zu machen.
Sigi, Richard und Lehrling Dominik sind gerade damit beschäftigt, die Beete an der Kreuzung Weizer Straße/Hartberger Straße zu bepflanzen. Yuccapalmen, Bananen, Canna und verschiedene einjährige Blumen werden liebevoll arrangiert, jeder bringt seine Ideen ein.
Zimperlich darf man in diesem Job nicht sein, erzählt Sigi, der schon vor 33 Jahren Pflanzen zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. „Der Vorteil ist, dass du viel an der frischen Luft bist. Meistens ist das ein angenehmes Arbeiten – auch wenn es manchmal zu heiß, zu regnerisch oder zu kalt ist. Es macht noch immer Spaß!“
Wobei das mit der frischen Luft so eine Sache ist: Während die Gärtner den Sommerflor in die Erde betten, rauschen Autos und LKW im Minimalabstand an ihnen vorbei. Abgase fressen gehört wohl auch zum Job.
Da geht es im Stadtpark auf den ersten Blick gemütlicher zu. Hier wird gerade der Rasen gemäht. Erika Ackerl, die Chefin der Gleisdorfer Stadtgärtnerei, erklärt: „Der Stadtpark ist unser größtes Aufgabengebiet. Auf 1,5 Hektar Gesamtfläche gibt es hier bis zu 100 Jahre alte Roßkastanien, einen keltischen Baumkreis, viele Beete und Rasenflächen.“
Erikas Lieblingsplatz im Stadtpark ist die Steinspirale. Hier wächst prächtiger Frauenmantel und umwebt die kantigen Steine mit seinem zarten Flor. „Ursprünglich wuchsen hier Kräuter,“ erzählt Erika, „aber der Frauenmantel hat es mir besonders angetan und ist darum immer mehr geworden.“
Ohne Plan geht gar nichts
Während sich die genaue Aufteilung vieler Beete am besten mit „beim Machen so geworden“ umschreiben lässt, geht es andernorts strenger zu. So wie im Hügelbeet beim Badriegel. Hier entstand heuer ein richtiger Dschungel.
Schon im August des Vorjahren erstellte Erika mit ihrem Team einen genauen Pflanzplan für das Beet: Yuccas, Bananen und Canna, dazwischen leuchten Sommerblumen und Blattschmuckpflanzen, Sogar Mangold wurde wegen seiner schmucken Blätter hier eingesetzt. „Zum Essen ist der aber nicht gedacht,“ meint Erika, „das wäre wegen der vielen Autos, die hier vorbeifahren, wohl auch nicht so gesund.“
Gießen müssen die Gärtnereimitarbeiter hier nicht, das übernimmt die Sprenkleranlage. Etwa die Hälfte der städtischen Beetfllächen wurde mit Bewässerungsanlagen ausgestattet. Der Rest wird von Hand gegossen. Eine Gießrunde bedeutet ganz schön viel Arbeit für alle: Einen ganzen Tag lang sind die Mitarbeiter beschäftigt, um mit Traktor und Wasserfass ihre Schützlinge zu versorgen. Nach dem Pflanzen und in der Sommerhitze ist das bis zu drei mal in der Woche notwendig.
Alles auf Anfang
Ob frei gestaltet oder nach Skizze gepflanzt, eine gute Planung ist für die Gleisdorfer Stadtgärtner unerlässlich. Jährlich müssen 21.000 Frühjahrsblüher und 27.000 Sommerblumen in die Erde.
Zweimal im Jahr werden die Beete neu gestaltet. Dabei sind auch 23.000 Tulpenzwiebeln im Herbst in der Erde zu versenken und nach der Blüte im Frühjahr wieder auszugraben. „Tulpen halten es zwar aus, wenn sie im Beet bleiben, aber sie würden uns bei den Pflanzarbeiten behindern und könnten beschädigt werden,“ erklärt Erika. In der Stadtgärtnerei werden die Zwiebeln getrocknet und geputzt, in großen Kisten verpackt warten sie dann auf ihren nächsten Einsatz im Herbst.
In der Gärtnerei am Stadtrand warten noch viele Jungpflanzen auf ihren Einsatz. Mitarbeiterin Meli kümmert sich darum, dass alles rechtzeitig für die Pflanzarbeiten bereit steht. Ein Großteil der Pflanzen stammt aus eigener Anzucht. „Wir vermehren über Samen und Stecklinge,“ erzählt sie. „Auch die Yucca und Palmen haben wir selbst gezüchtet. Die werden im Glashaus überwintert.“ Auch Stauden wie Iris und Taglilien werden hier auf Vorrat gezüchtet und stehen parat.
Im Glashaus findet man aber nicht nur Grünzeug, dass für die Öffentlichkeit bestimmt ist, sondern auch Zimmerpflanzen. „Das sind unsere Patienten,“ lacht Erika. „In den Büros der Stadtgemeinde braucht es auch Grün, und sagen wir es so: Wir päppeln die Topfpflanzen nach ihrem Büroeinsatz hier wieder auf.“
Erst die Arbeit, dann noch mehr Arbeit
Wer sich den ganzen Tag mit Blumen, Stauden und Sträuchern beschäftigt, hat nach Feierabend wohl genug davon, könnte man meinen. Wie es wirklich ist, erzählt uns Hilfsgärtnerin Karin Zrim. Die gelernte Verkäuferin ist durch Zufall zum Gärtnereiteam gestoßen und, wie sie selbst sagt, dadurch richtig aufgeblüht.
Ebenso ist es ihr Garten. Mit ihrem Mann Heli lebt Karin in Gleisdorf, wo sie (fast) mitten in der Stadt einen kleinen Zaubergarten angelegt hat. Seit sieben Jahren tobt sich Karin hier aus, jedes Jahr kommt eine neue Gartenattraktion dazu.“Hier kann ich mich verwirklichen,“ meint Karin.
Sitzplätze, Naschecken, Obst und Gemüse und natürlich unzählige Blüten lassen die kleine Fläche deutlich größer erscheinen, als sie ist. Gekauft wird, was gefällt, und das Ergebnis ist kunterbunt. Besonders die großen violetten Kugelblüten des Zierlauch haben es Karin angetan. Die schweben über den Beeten wie große Luftballons und geben der Pflanzung Struktur.
Ab Juni kann man sich quer durch den Garten naschen. Im Bauerngartl lassen sich die ersten Erdbeeren naschen, gefolgt von Ribiseln, Brombeeren, Heidelbeeren, Äpfeln… Vor dem Garagentor wachsen Paradeis in großen Töpfen, daneben breitet sich malerisch der Wein über die Hausfassade. Gatte Heli spaziert mit der Katze des Hauses an der Leine durch den Garten, während Karin schon wieder damit beschäftigt ist, ihre geliebten Surfinien auszuputzen.
Hier gibt es immer etwas zu tun, auch wenn in der Stadtgärtnerei die Tore bereits zu sind. Wer ein richtiger Gartenmensch ist, der kennt eben keinen Feierabend.