WIR OSTSTEIRER reden mit Menschen, die etwas zu erzählen haben. Wir wollen wissen, wie die Oststeirer ticken. Heute erzählt uns die Angerer Unternehmerin Manuela Kuterer, wie sie ein Geschäft aufgebaut und nebenbei zwei Kinder bekommen hat und warum „Probleme lösen“ ihr liebstes Hobby ist.
Wie tickst du, Manuela Kuterer?
Ich bin… eine selbstständige Frau, die ihre Probleme selber löst
Ich will… für mich, meine Kinder und die ganze Familie – dazu gehören auch meine Mitarbeiter und Kunden – immer das Beste
Ich werde nie… bescheißen. Ehrlich währt am längsten!
WIR OSTSTEIRER (WOS): Manuela, wie lange bist du schon selbstständig?
Manuela Kuterer: Seit 2002. Mit 22 bin ich in die Selbstständigkeit gegangen. Schon in der Schulzeit habe ich mir das gewünscht und es hat sich echt gut ergeben. Ich hab mir mein Ziel in den Kopf gesetzt und das hab ich durchgezogen. Wir haben ganz klein angefangen, mein Exmann und ich waren zu zweit. Mittlerweile sind wir 16 Leute und das passt ganz gut.
WOS: Du hast nicht nur ein Geschäft aufgebaut, du hast in dieser Zeit auch eine Familie gegründet. Wie konntest du das vereinbaren?
Manuela: Es war eine harte Zeit. Simon habe ich von klein auf immer im Geschäft mitgehabt. Er hat in der Gehschule geschlafen, wir haben daneben die Kunden betreut. Simon war überall mit dabei: Im Geschäft, beim Steuerberater, beim Banktermin. Mit zwei Kindern ist das dann nicht mehr so gut gegangen. Da wollte ich mir eigentlich ein halbes Jahr Auszeit nehmen und daheim bleiben. Ich hatte dann aber das Pech, dass mich eine Mitarbeiterin von heute auf morgen verlassen hat. Dann habe ich eben die Kinder zusammengepackt und bin erst wieder selber im Geschäft gestanden. Das war Hardcore. Die Kinder so klein, was tust du? Die Kleine war ja erst ein paar Wochen alt!
WOS: Also im Geschäft stehen, Kunden betreuen, zwischendurch Powerstillen…
Manuela: Genau so! Und Haus gebaut haben wir auch noch.
WOS: Woher nimmt man da die Energie?
Manuela: Wenn man im Radl drin ist, geht alles. Man weiß, es muss sein, und man macht es einfach. Ich hatte das Glück, dass ich es echt gerne mache und dass die Firma immer wie meine Familie war. Wir haben ein so gutes Verhältnis, das passt echt gut.
WOS: Wie haben denn deine Kunden reagiert, wenn die Kinder mit im Geschäft waren?
Manuela: Ich hatte zum Glück wirklich sehr brave Kinder, und die Kunden haben das sehr lieb gefunden und haben sich gefreut. Ich habe nur positive Reaktionen erlebt!
WOS: Wie würdest du heute reagieren, wenn eine Mitarbeiterin ihr Kind mitbringen müsste?
Manuela: Es wäre für mich ok, weil ich genau weiß, wie es ist, wenn man niemanden hat. Wir hatten das auch schon, dass eine Mitarbeiterin ihre Kinder am Nachmittag mitgebracht hat, weil sie niemanden zum Aufpassen hatte. Es findet sich immer eine Lösung.
WOS: Bei euch ist Familie und Beruf anscheinend wirklich vereinbar.
Manuela: Absolut. Familie, Beruf und auch Freizeit. Wir haben einen Mitarbeiter, der voriges Jahr quer durch Österreich gewandert ist. Sechs Wochen lang! Er hat seinen Urlaub zusammengespart und ist vom Burgenland bis nach Vorarlberg gegangen. Wir haben das gerne möglich gemacht – so eine Chance ist nicht alltäglich und die muss man nutzen. Dann gibt’s als Chef nur zwei Möglichkeiten: Entweder schätzt man den Mitarbeiter genug, dass man das ermöglich, oder nicht. Ich schätze unsere Mitarbeiter.
WOS: Wenn bei euch alles so familiär zugeht, wie ist da die Beziehung zu deinen Kunden?
Manuela: Meinen Kunden muss ich echt danke sagen. Sie haben über die Jahre dieses Geschäft mit aufgebaut. Das alte Geschäft war ja winzig und wir hatten nie alles da. Wir haben angefangen mit zwei Waschmaschinen, mehr hatte nicht Platz! Oder das Kaffeemaschinenregal: Kaffeemaschine, Blumenstock, Schachtel von der Kaffeemaschine, Blumenstock, Kaffeemaschine. Ein einziger Espressoautomat! Die Kunden haben uns das nie zum Vorwurf gemacht.
WOS: Jetzt gibt es ein neues Geschäftslokal, die Auswahl ist deutlich größer. Das macht die Sache schon leichter, oder?
Manuela: Der Betrieb ist natürlich viel ansprechender geworden, aber vom Anspruch her hat sich nichts verändert. Für mich ist es wichtig, wenn du mit einem Problem und vielleicht schon einer Idee kommst, dass man trotzdem schaut, ob es nicht vielleicht etwas Besseres, Schöneres, Günstigeres oder Praktischeres gibt. Man muss das ganze Rundherum anschauen, um die optimale Lösung zu finden.
WOS: Klar, beim Hausbauen kann man das machen, aber bei Kleinigkeiten? Wenn sich ein Kunde eine bestimmte Kaffeemaschine in den Kopf gesetzt hat, wird das viel Aufwand, oder?
Manuela: Auch bei einer Kaffeemaschine machen wir das. Kurz zu fragen, wieviel Kaffee trinkst du, was soll das Ding können – das muss drin sein! Oft kommt man dann drauf, dass vielleicht eine andere Maschine besser zum Kunden passt. Unsere Kunden sind zwar oft sehr gut informiert, aber man denkt nicht immer an alles. Und bei den Baustellen ist es das Gleiche. Du musst das Ganze anschauen, dann kann man die optimale Lösung finden.
WOS: Lösungen suchen, das taugt dir, oder?
Manuela: Ja! Weil ich für mich selber schon so viele finden musste.
WOS: Gibt es etwas, wofür du für dich keine Lösung gefunden hast?
Manuela: Nein, gibt es nicht. Aber es gibt viele Teilbereiche, wo ich noch auf der Suche bin. Ich hab Glück gehabt, ich bin auf die Butterseite des Lebens gefallen und habe noch immer eine Lösung gefunden – ob für mich, für meine Familie oder für meine Kunden. Bis jetzt ist alles gut aufgegangen.
WOS: Hattest du auch mit harten Zeiten zu kämpfen?
Manuela: Natürlich gab es die auch, so wie bei jedem. Die habe ich aber gut überstanden, auch wenn es zwischendurch zäh war.
WOS: Bist du eine nachtragende Person?
Manuela: Nein, von mir kann man sehr lange alles haben. Nur wenn ich draufkomme, dass mich jemand richtig hintergeht, dann wird es schwer, eine Lösung zu finden. Wenn jemand mein Vertrauen missbraucht, dann ist es aus. Bei mir bekommt jeder einen Vertrauensvorschuss, aber wenn ich draufkomm, dass ich hintergangen werde, dann gibt’s Brösel.
WOS: Ehrlichkeit ist dir also wichtig. Wie geht es dir damit als Unternehmerin? Oft wird man in dieser Rolle von vornherein als Gauner abgestempelt – Stichwort Registrierkassa.
Manuela: Es wird von vornherein der Anschein erweckt, dass es so ist, und man schläft damit nicht leicht, wenn dich alle in diese Schiene boxen. Ich bemühe mich, in allen Lebenslagen alles korrekt zu machen. Ich bin auch nicht gegen die Registrierkassa, ich finde es in unserer Branche gar nicht schlecht. Für viele in der Gastronomie und für kleine Betriebe ist es nicht so gut, aber für uns bin ich froh, dass etwas in der Art gekommen ist.
WOS: Was sind für dich als Unternehmerin die größten Herausforderungen?
Manuela: Die größte Herausforderung ist nach wie vor, Familie und Firma zu vereinbaren. Abgesehen davon ist der allergrößte Stresspunkt in der Selbstständigkeit der, immer abhängig zu sein. Wenn man nicht weiß, wieviel Arbeit rein kommt, wie man Spitzen abdecken kann und wie man es so macht, dass es für alle passt. Unsere Kunden sind oft nur am Nachmittag daheim, keiner will sich für einen Handwerker frei nehmen – versteh ich. Unsere Mitarbeiter hätten auch kein Problem, am Nachmittag oder Abend zu arbeiten oder Überstunden zu machen. Viele sind junge Eltern oder Häuslbauer und können das Geld gut gebrauchen. Aber es wird dir mit der heutigen Gesetzeslage schwer gemacht, dass das funktioniert. Die Leute wollen ja, aber sie dürfen gar nicht.
WOS: Ist das das nächste Problem, dass du lösen willst? Welche Pläne hast du für deine Firma?
Manuela: Wichtig ist, dass wir als Betriebsfamilie so gut zusammenhalten, dass wir auch weiterhin eine gute Zukunft haben. Ich versuche vorausschauend zu denken, damit bin ich bis jetzt gut gefahren. Gewisse Dinge versucht man immer vorher abzufangen, aber sich vor Problemen zu fürchten, die noch gar nicht aufgetaucht sind, bringt nichts. Wenn ein Problem auftaucht, wird gehandelt. Ich lebe im Hier und Jetzt und ich denke an die Zukunft. Punkt.
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