Einer für alle: Carsharing made in Gleisdorf – und zwar elektrisch

“Mama, ich brauch morgen ein Auto. Borgst mir bitte deines?” – “Sorry, das brauch ich morgen selber…”

Viele junge Menschen, die kein eigenes Auto haben, kennen dieses Szenario. So wie Dominik Kutschera. Der 21jährige hat aus dieser Not allerdings eine Tugend gemacht – und davon profitieren ab März alle jungen Gleisdorfer, denen es genauso geht.

Dominik Kutschera ist Gemeinderat in Gleisdorf und hat das Projekt “Tami – Täglich Auto mieten” ins Leben gerufen. Tami ist ein giftgrüner Renault Zoe, den die Stadtgemeinde angekauft hat und den junge Menschen bis 26 Jahre um zwei Euro pro Stunde mieten können. Das Besondere an diesem Carsharingmodell: Tami fährt elektrisch.

 

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Dominik Kutschera (links) und der Gleisdorfer Bürgermeister Christoph Stark präsentierten Tami im Rahmen einer Infoveranstaltung im forumKloster.

 

WIR OSTSTEIRER haben Dominik ein bisschen ausgequetscht und uns erklären lassen, wie das Gleisdorfer Carsharingmodell funktioniert:

 

WIR OSTSTEIRER (WOS): Wie bist du aud die Idee gekommen, in Gleisdorf ein Carsharingmodell für Jugendliche einzuführen?
DOMINIK KUTSCHERA: Die Idee ist vor der letzten Gemeinderatswahl entstanden. Ich hab mir gedacht, als Gemeinderat sollte ich schon Ideen mitbringen. Die hab ich mitgebracht, und eine davon war eben das Elektroauto für die Jugend.

WOS: Wie waren die ersten Reaktionen darauf?
DOMINIK: Ich hab das in meinem Freudeskreis durchgetestet, die haben gemeint, ich soll einen Dreier-BMW kaufen. Weil ich aber doch einen kleinen Faible für die Umwelt habe, war mir klar: Wenn, dann muss es ein Elektroauto sein. Ich habe gewusst, Carsharing über die Gemeinde wird funktionieren, aber ob es mit einem Elektroauto funktioniert, hab ich nicht gewusst. Da muss ich mich auch jetzt überraschen lassen. Ich bin aber zuversichtlich, dass gerade die Jugend Elektromobilität schätzt.

WOS: Kann es sein, dass du ein bisschen auf Elektroautos stehst?
DOMINIK: Ich bin seit drei Jahren der absolute Elektroautofan. Da bin ich zum ersten Mal mit einem E-Auto gefahren. Wenn du da einmal einsteigst und das Gefühl erlebt, wie es dich in den Sitz drückt – die Beschleunigung ist ja wirklich abartig gut. Ein Wahnsinn! Da will man gar nichts anderes mehr fahren.

 

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So funktioniert Tami

Jeder Tami-User lässt sich registrieren und bekommt damit eine Schlüsselkarte und die Zugangsdaten zum Tami-Reservierungsportal. Dort trägt man online den gewünschten Termin in einen Kalender ein. Ob das Auto gerade auf dem Parkplatz steht und wie der Ladezustand ist, kann man jederzeit online verfolgen. Hat man Tami gebucht, braucht man Tami nur noch abholen, per Schlüsselkarte aufsperren und losfahren. Vor der ersten Fahrt gibt es eine umfangreiche Einschulung.“Zuhause” ist Tami in einem eigens errichteten Carport neben dem Gleisdorfer Servicecenter. Hier erholt sie sich von ihren Einsätzen und tankt an der integrierten Schnellladestation auf – in 30 Minuten von 0 auf 80 %. Bis zu 160 Kilometer weit kommt man mit Tami, wenn sie voll aufgeladen ist.

Tami kostet zwei Euro pro angefangener Stunde. Verrechnet wird vierteljährlich über Bankeinzug. Barzahlung ist aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich. Apropos Unfall: Tami ist vollkaskoversichert. Der Selbstbehalt liegt bei 290 Euro. Die Stadtgemeinde übernimmt im Falle eines Unfalles 80 Prozent des Selbstbehaltes, 60 Euro bleiben dem dem Benutzer.

 

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Maromino Abdelmesih ist einer der ersten, die Tami ausprobieren dürfen. Er gewann beim Tami-Infoabend ein Wochenende mit dem Auto. Im Bild: Projektkoordinator Engelbert Absenger, Dominik Kutschera, Maromino und Bürgermeister Christoph Stark (v.l)

 

WOS: Warum zahlt die Gemeinde auch beim Selbstbehalt etwas dazu?
DOMINIK: Der “Selbstbehalt-Trick” ist für mich absolut notwendig. In einem Börsl mit 50 Euro Taschengeld im Monat spürt man 290 Euro Selbstbehalt extremst. Das wäre abschreckend, wenn es darum geht, sich zu registrieren. Darum gibt’s diesen Zuschusstopf, der ist aber gedeckelt auf fünf bis sechs Schäden. Ich wünsche mir, dass wir so viel gar nicht brauchen, sprich: Es passieren keine Unfälle.

Glaubst du, dass Tami als Elektroauto gut ankommen wird?
DOMINIK: Ich gebe zu, Vorurteile sind schnell da. Gerade im Bereich der E-Mobilität. Man ist als junger Bursch eher dem 6-Zylinder-BMW-Brumbrum zugeneigt – war ich auch. Glaubt mir keiner, weil alle meinen, die Elektrofreaks sind von Anfang an elektrobegeistert. Ich mag nach wie vor auch gute Motorgeräusche. Aber setz dich rein, probier die Elektromobilität aus und du wirst so fasziniert sein, dass du 100-prozentig das Auto ausborgen willst. Das kann ich jedem versprechen, der das Auto testet.


Info

Wenn du dich für Tami anmelden möchtest oder mehr Informationen dazu willst, wende dich an Engelbert Absenger von der Stadtgemeinde Gleisdorf unter 03112/2601-241 oder 0664/602601241. Er koordiniert das Projekt. Ab März ist Tami verfügbar, anmelden kann man sich jetzt schon.