Von 28. bis 30. Jänner steigt im forumKloster die Gleisdorfer Faschingsshow. Wir haben mit dem Gleisdorfer Fasching in Person gesprochen: Solari im Interview.
Der Legende nach soll Solari im 13. Jahrhundert den Fasching nach Gleisdorf gebracht haben. Rüdiger Tlapak haucht dieser Figur jedes Jahr bei der Gleisdorfer Faschingsshow Leben ein und darf so von sich behaupten, die Verkörperung des Gleisdorfer Faschings zu sein.
WOS: Wie fühlt sich das an, wenn man die Verkörperung des Faschings sein darf?
RÜDIGER: Wenn mich Leute im Geschäft als Solari ansprechen, merke ich schon, dass man da eine gewisse Bekanntheit erreicht. Ich bin ein offener Mensch, mir taugt das. Verkleidet habe ich mich immer gerne, in eine andere Rolle schlüpfen ist lustig. Das habe ich wahrscheinlich von meiner Mutter mitbekommen. Ich war als kleines Kind schon immer als Clown beim Eislaufplatz oder als Zwerg bei den Faschingsumzügen mit dabei.
WOS: Bist du privat auch so ein Kasperl wie Solari?
RÜDIGER: Teilweise. Ich bin schon nicht fad. Ich bin ein sehr positiver Mensch und versuche, allem etwas Positives und Freundliches abzugewinnen. Für mich ist ein Tag ohne Lachen ein verlorener Tag. Ich glaube, Charlie Chaplin hat das gesagt. Er ist ein Vorbild für mich.
WOS: Wie geht es bei den Faschingsshows hinter der Bühne zu?
RÜDIGER: Es ist auch hinter der Bühne recht lustig. Wir sind da bestens versorgt mit Naschereien. Das glaubst du gar nicht, wie scharf die ganzen Schauspieler auf Naschereien sind! Speziell Schokobananen – die dürfen nicht fehlen. Wenn du hinter die Bühne kommst, findest du sicher irgendwo eine Schachtel Schokobananen – und die ist immer leer!
WOS: Bekommt ihr hinter der Bühne von der Show etwas mit?
RÜDIGER: Wir haben hinter der Bühne einen Bildschirm, wo alle mitschauen. Die Leute kennen den Text ganz genau, auch den der anderen. Wenn dann einer einen Hänger hat, herrscht natürlich große Freude bei allen. Schadenfreude!
WOS: Ist dir das auch schon passiert?
Rüdiger: Ich lerne den Text wochenlang, kann ihn in- und auswendig, im Schlaf. Trotzdem kann es passieren, dass der Text einfach weg ist. Bumm, vergessen. Dann fällt dir nichts ein, du kriegst die Panik, weil dir nichts einfällt – Jessas, wo ist der Text! Dann ist er erst recht weg.
WOS: Was machst du bei einem solchen Texthänger?
RÜDIGER: Ich habe Gott sei Dank die Gabe, dass mir dann schnell was einfällt. Einmal habe ich gesungen: Oh Schreck, oh Schreck, der Text ist weg! Die Leute haben geglaubt, das gehört zur Nummer! Für mich ist das das Salz in der Suppe: Wenn du Fehler machst und daraus wird ein liebes Hoppala.
Es kam schon vor, dass ich auf die Bühne gestürmt bin und loslegen wollte, aber das Headset war nicht eingeschaltet. Weil ich am Techniker einfach vorbeigerannt bin!
WOS: Wie lange möchtest du den Solari noch spielen? Ist das eine Rolle auf Lebenszeit?
RÜDIGER: Wir reden fast jedes Jahr davon, eine Pause einzulegen oder die Faschingsshow anders zu machen, aber wir können es einfach nicht lassen. Es geht viel Zeit für die Vorbereitungen und die Proben auf. Es ist auch immer wieder schwierig, genug aktuelle Themen zu finden, wenn nur ein Jahr dazwischen ist.
WOS: Es passiert also zu wenig in Gleisdorf?
RÜDIGER: Ja, genau! Die Politiker stellen nichts an – wir brauchen mehr Skandale!
WOS: Was gefällt dir an Solari am Besten?
RÜDIGER: Ich kann in diese Verkleidung schlüpfen und kann auf einmal viel mehr sagen, als man üblicherweise sagen darf. Der Hofnarr durfte immer alles sagen und damit auch den Herrscher zum Nachdenken bringen. Alle anderen, die das versucht haben, waren gleich einen Kopf kürzer.
WOS: War dir schon mal jemand böse? Ihr zieht die Leute ja ganz schön durch den Kakao…
RÜDIGER: Nein, davon wüsste ich nichts. Wenn, dann hat man mir das nicht gesagt!
WOS: Wie lange dauert es nach den Faschingsshows, bis du den Solari wieder “los” bist?
RÜDIGER: Der Solari bin ich immer, den werd ich nie ganz los. Vielleicht ist der Solari ja mein wahres Ich.
Zur Person
Rüdiger Tlapak ist 59 Jahre alt, seit 30 Jahren verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Tochter Julia spielt ebenso bei der Faschingsshow mit. Rüdiger lebt in Gleisdorf, vertreibt beruflich Industrieanlagen, privat ist er begeisterter Motorradfahrer.