Downloads, Castingshows und Co – Musik wird zum beliebigen Massenprodukt. Das meint Musiker Peter Fritz. Mit seinem On Stage Bandcontest versucht er, dieses Image zu ändern. Und gibt jungen Bands die Möglichkeit, Auftrittserfahrung zu sammeln.
WIR OSTSTEIRER haben den Musiker, Tontechniker und Kulturkeller-Chef in seinem Gleisdorfer Studio getroffen und mit ihm über den Bandcontest, sein Leben zwischen Tourbus und Tonstudio und die Wertigkeit von Musik gesprochen.
WIR OSTSTEIRER (WOS): Was treibt dich zu der Behauptung, dass Musik ihre Wertigkeit verloren hat?
Peter Fritz: Musik ist dank Internet ein beliebiges Massenprodukt – Wertigkeit null. Früher hat man sich eine CD gekauft, die ist dann mal drei Monate im Auto gelaufen. Das Booklet hat man daheim durchgeackert, man hat sich damit beschäftigt. Heute holst du dir beliebige Einzeltracks und fertig. Die Konzeptalben, die eine Geschichte erzählen, wird’s schon noch geben, aber das kriegt kaum mehr einer mit. Den einen Track, der dich interessiert, schaust du dir halt auf youtube an.
WOS: Du bist seit 20 Jahren Musiker, hast mit 15 in deiner ersten Band gespielt. Bist du von der Musik ernüchtert?
Peter: Das wahrscheinlich schon. Irgendwann geht der Idealismus flöten, und das ist schade, traurig und gründet auf der Szene in Österreich. Die ist nicht existent. Jetzt gibt es zwar eine Wiener Szene mit Wanda und Co, wo plötzlich auch das Radio Interesse bekundet – weil sie nicht daran vorbeikommen. Alles andere, was nicht so massenkompatibel ist, geht unter.
WOS: Ist die Musik heute generell schlechter als vor 20 Jahren? Was muss sich ändern?
Peter: Die Musik muss sich nicht ändern, die war immer mal gut und mal schlecht. Die Einstellung dazu muss sich ändern. Es wird durch die ganzen Castinggeschichten vermittelt, dass eh jeder Musik machen kann. Du kaufst dir Singstar auf der X-Box oder sowas, und dann rockst du dahin.
WOS: Wie geht es jungen Bands, die sich ihren Erfolg erarbeiten wollen, mit dieser Situation?
Peter: Gigs sind heutzutage spärlich gesäht und gerade für junge Bands schwer zu ergattern. Das ist auch der Grund, warum ich vor fünf Jahren mit dem On Stage Bandcontest angefangen habe. Der ist eine Plattform für Bands, damit sie zum Spielen kommen, Erfahrungen sammeln können, sich austauschen können mit anderen Bands, die vielleicht schon mehr Erfahrung haben. Bis jetzt waren immer sehr kollegiale Bands dabei, die den Bandcontest als Miteinander sehen. Da findet immer ein guter Austausch statt.
WOS: Du selbst hast mittlerweile 20 Jahre Musikerfahrung. Wie hast du angefangen?
Peter: Ganz klassisch: Musikschule, Musikschule, Musikschule. Flöte, Klavier, Gitarre, später Schlagzeug als Autodidakt. Dann kam die Chance, mit jemandem zusammenspielen zu können – und ich hab nicht mehr damit aufgehört.
WOS: Deine erste Partie waren die “Grim Rippers”, die ersten Auftritte waren im Kulturkeller. Dem bist du treu geblieben, oder?
Peter: Stimmt, ich hab damals selber im Kulturkeller angefangen. Und davor, so mit 12 Jahren, hab ich im Kulturkeller Theater gespielt. Den hab ich schon früh kennengelernt, und jetzt bin ich immer noch dort.
WOS: Später warst du mit Sole Method auf der Metalschiene unterwegs. Wie schaut’s mit der Partie aus?
Peter: Mit Sole Method sind einige Alben entstanden, war schon geil. Momentan liegt das Projekt auf Eis. Ob SM jemals wieder spielen wird, kann ich nicht sagen. Die Zeit, in der es uns Spaß gemacht hat, über Tod und Teufel zu singen, ist für uns alle mehr oder weniger vorbei.
WOS: In welche Richtung zieht es dich jetzt?
Peter: Mit der Volbeat Tribute Band bin ich viel unterwegs und einige weitere Projekte sind gerade am reif werden. Ich bin musikalisch sehr vielseitig, derzeit eher rockig unterwegs. Ich will auch nicht mehr auf Metal reduziert werden. Manche Leute haben noch immer drin, dass ich nur Metal mache. Da wird man manchmal nicht richtig ernst genommen und das ist sehr, sehr ärgerlich. Verstehst, mischen tu ich alles bis zu den “5 Achterln in Ehren” für ein paar hundert Leute, aber es heißt immer noch, „der hat eh keine Ahnung, der ist Metaller“.
WOS: Ahnung hast du aber: Studium der Musikwissenschaften, Tontechnikschule in Wien. Mittlerweile hast du dein eigenes Tonstudio, machst Kulturkellermanagement, Tonanlagenverleih, Eventmanagement… ein musikalischer Allrounder. Kommst du überhaupt noch zum Auftreten?
Peter: Für mein eigenes Zeug fehlt momentan die Zeit. Zumindest kann ich trotzdem auf der Bühne stehen mit der Tribute-Geschichte. Das hat sich ganz gut ergeben. Wir sind hauptsächlich in Deutschland unterwegs, das bedeutet jedes mal eine sehr lange Anreise. Am Freitag waren wir in Oberbayern – sechs Stunden Anreise – yeah!
WOS: Und wie ist das bei euch im Tourbus? Geht da schon die Party ab?
Peter: Da gibt’s eher ein Hörbuch statt Party! Es ist weniger Rock’n’Roll, als man glaubt – bis man ankommt. Dann ist es super und irgendwann wird doch noch der Jägermeister ausgepackt.
WOS: Und früher war das anders?
Peter: Früher war das schon anders, aber da geb ich keinen Kommentar dazu ab – ich will das Interview meinem Papa zeigen können!
WOS: Gut, dann lieber zurück zum Bandcontest… Was dürfen sich Bands erwarten, wenn sie da mitmachen?
Peter: Jede Band kann 20 Minuten spielen, das hat schon richtig geiles Konzertfeeling. Bewertet wird von einer Jury, die aus Fachleuten aus der Szene besteht, die wirklich Ahnung von Musik haben. Außerdem hat das Publikum bei der Wertung auch noch ein Wörtchen mitzureden. Es gibt drei Vorrunden und das Finale – wer weiterkommt, hat also gleich zwei gute Gigs.
WOS: Bewerben kann man sich wo?
Peter: Infos zum On Stage Bandcontest gibt es auf Facebook, anmelden kann man sich auf www.studio66.at.
Die Termine für den On Stage Bandcontest 2016
Vorrunden: 27. Februar, 12. März, 2. April
Finale: 14. Mai
Kulturkeller Gleisdorf