Tanja Nuster

Einparken muss gelernt sein


Was ich persönlich gerne mache ist, mich über andere Autofahrer zu beschweren. Entweder sind sie mir zu langsam, oder sie fahren zu schnell. Manchmal stört mich aber auch der fehlende Abstand zwischen meinem und dem Auto hinter mir. Oder die Überspezialisten, die vor Schulen und Siedlungen keine  30 km/h-Beschränkung einhalten können, weil sie anscheinend komplett ohne Hirn unterwegs sind. Ja die Liste ist endlos. Erst letzte Woche habe ich wieder jemanden zufällig beim gekonnten Einparken beobachtet: Wenn sich Leute lässig auf zwei Parkplätze stellen, und deshalb noch einmal zurück schieben um sich wieder komplett gleich auf zwei Parkplätzen gleichzeitig breit zu machen. Ich frage mich dann immer: Ist das pure Provokation oder geht es einfach nicht besser? Keine Ahnung, warum mich solche Kleinigkeiten stören. Endlos könnte ich mich beschweren, bis mir einmal wieder auffällt, dass ich kein bisschen besser bin.

Kleines Beispiel dazu: Vor einer Prüfung bin ich mit dem Auto zur Uni gefahren. Nur ein Parkplatz war frei, und der ist richtig blöd gelegen. Auf der gegenüberliegenden Spur, vor der Kreuzung, also am Ende bzw. Anfang der Straße. Was tun? Genau, mitten auf der Straße umdrehen, zurückschieben und einparken – Immerhin war weit und breit kein Auto in Sicht und Zeit um einen anderen Parkplatz zu suchen hatte ich nicht.

Nur wär das ja fast zu einfach gewesen…

Aus irgendeinem Grund suche ich mir den Punkt aus, der am engsten auf der ganzen Straße ist. Das heißt, ich muss fünf bis sechs mal vor- und zurück schieben um auf der Straße wenden zu können, und natürlich warten bis dahin auf jeder Seite schon geschätzt fünf Autos. Keines von ihnen kommt an mir vorbei, ich blockiere ja die ganze Straße… Nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich endlich wieder gerade auf meiner Spur, und die ersten können vorbei. Leider muss ich den Fahrer hinter mir noch einmal enttäuschen, denn ich habe es genau auf den freien Parkplatz hinter mir abgesehen, den ich ja von der anderen Seite nicht erreichen konnte.

Tja, also frech wie ich bin, lege ich den Rückwärtsgang ein und stelle mir vor, wie ich schimpfen und vielleicht sogar hupen würde, wenn ich an seiner Stelle im Auto hinter mir stehen würde. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Aber der Mann legt ebenfalls den Rückwärtsgang ein und macht mir Platz. Genug Platz, um mit einem Satz in die Lücke rein zu kommen. Allerdings bin ich schon so überfordert und gestresst von der Situation, dass ich wieder einige Versuche brauche, bis ich endlich annähernd dort stehe, wo ich sollte. „Gut gemacht, noch einmal so richtig das Vorurteil „Frauen können nicht einparken“ verstärkt – Super!“, denke ich mir.

Danach durfte auch er seinen Weg fortsetzten, und ich habe noch zwei oder drei Minuten im Auto verweilt, um mich wieder zu sammeln.

Jedenfalls, hat dieser Herr hinter mir, bestimmt fünf Minuten (Sagt jetzt nicht, fünf Minuten seien nicht lang. Sie sind ENDLOS, wenn man einfach nicht zurecht kommt beim einparken und man, weiß Gott, wie viele Leute aufhält und sich deshalb am liebsten vergraben würde) seines Lebens wegen mir vergeudet und war wirklich sehr nachsichtig mit mir. Andere hätten gehupt und mir den Finger gezeigt, bei dem was ich da abgezogen habe. Vielleicht hat es ihn auch einfach belustigt oder er hatte Mitleid mit mir, weil ich mich so dumm angestellt habe.

Egal was es war – Vielen Dank für die Geduld!

Daher mein neuer Vorsatz: Mich nicht mehr über Kleinigkeiten bei anderen Fahrern beschweren, denn so blöd, wie ich mich an diesem Tag angestellt habe, können es andere gar nicht machen… Gut, dass es diesen Herrn gegeben hat, der sehr nachsichtig mit mir war!