Keine Ahnung vom Reparieren? Kein Problem – diese Schrauber helfen dir kostenlos!

Pischelsdorf, 25. Februar 2017, 9.30 Uhr: Der Count Down zum 6. Pischelsdorfer  Reparatur Café im Alten Pfarrhof läuft, in einer Stunde geht es los. Gegründet wurde diese Initiative in der Oststeiermark  von der ehemaligen Hauptschullehrerin  Maria Prem, die das Reparatur Café auch leitet und organisiert. Noch ein prüfender Blick von Maria: Helfer und Fachleute sind bereits eingetroffen und richten ihre Arbeitsplätze her.

Die Vorarbeiten haben bereits vor über einer Woche begonnen, Plakate wurden hergestellt und verteilt, Einladungen verschickt, Helferinnen waren für das Backen von Mehlspeisen zuständig, Tische und Sessel  mussten ausgeliehen werden, der Saal im Alten Pfarrhof wurde  adaptiert. Für Gäste und Helfer stehen Kaffee,  Kuchen und Getränke bereit.
Maria wird später die Klienten in Empfang nehmen, sie mit der Hausordnung vertraut machen und sie an die Reparateure weiterreichen.

Reparaturcafés als europaweiter Trend

2011 wurde das erste steirische Reparatur Café in Graz gegründet, danach Pischelsdorf, es folgten Weiz, Gleisdorf und Gratkorn. In mehreren steirischen Orten wird ein Start geplant. Gegründet wurde diese Initiative 2002 von der Amsterdamer Journalistin Martine Postma. Ausgehend von Holland, über Belgien, Frankreich und Deutschland gibt es weltweit über 1000 Reparatur Cafés  und es werden ständig mehr.

Das Motto lautet „reparieren statt wegwerfen“. Repariert werden vor allen defekte Gebrauchs- und Alltagsgegenstände. Interessierte lernen in gemütlicher Atmosphäre selbst zu reparieren und gewinnen damit ein Stück Selbstständigkeit gegenüber einen immer weniger durchschaubaren globalisierten Wirtschaftssystem. Das zentrale Thema: Es kann nicht sein, dass auf Kosten der nächsten Generationen immer mehr Rohstoffe verschwendet werden, um immer kurzlebigere Produkte auf den Markt zu bringen. Angestrebt wird ein Kulturwandel, weg von der Konsum- und Wegwerfgesellschaft zu einem überlegten und wertschätzenden Umgang mit den uns noch verbleibenden Ressourcen.

Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt kommerziell unrentable Reparaturen wieder durchführbar und attraktiv zu machen. Damit schonen wir nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Geldbörse. Diese Reparatur Cafés werden von Ehrenamtlichen und unentgeltlich arbeitenden Helfern und Helferinnen verschiedenen Alters und Herkunft getragen. Finanziert wird alles ausschließlich durch freiwillige Spenden der Gäste.

Schrauben, ölen, leimen…

In der Zwischenzeit, es ist bald Mittag, ist die Halle im Alten Pfarrhof voller Menschen, teils beim Reparieren, teils bei Kaffee und Kuchen in Gesprächen. Ein Besucher erzählt gerade, zum Reparieren seiner Kaffeemaschine hätte es nur einiger Handgriffe benötigt. Er hat zugesehen, beim nächsten Mal könne er die Reparatur selbst durchführen.

Christian, Inhaber eines technischen Büros, hat sich einer unrund laufenden Nähmaschine angenommen. Er hat sie geölt, die Spannung eingestellt, nun funktioniert sie wieder tadellos. Am Nebentisch repariert Adriana, Kunstpädagogin und Malerin, gerade den Verschluss eines Armbandes. Peter, der gerade bei einem Sessel eine durchgedrückte Sitzplatte neu verleimt und eingepasst hat, wird assistiert von zwei Kindern von Gästen, denen er die Arbeitsschritte erklärt und die mit Hand anlegen dürfen. Der frühere Bankangestellte ist ein begnadeter Handwerker aus Leidenschaft und Überzeugung.

Hannes, Elektroingenieur, der  hat gerade ein Handy  erfolgreich repariert hat, muss seiner neuen Klientin leider sagen, dass der mitgebrachte Mixer, der kurz nach Ablauf der Garantie seinen Geist aufgegeben hat, nicht mehr reparierbar ist. Wie viele preiswerte Küchengeräte ist dieser nicht verschraubt, sondern verschweißt und lässt sich nicht öffnen.

Karl, einen pensionierten Radio- und Fernsehtechniker, geht es vor allem darum, sein Fachwissen an Interessierte weiterzugeben. Er repariert gerade einen über 40 Jahre alten Plattenspieler, der Besitzer sagt, er habe ihn als Kind bekommen und wäre Teil seiner Kindheit und Jugend gewesen. Die Zeit vergeht wie im Flug und neben den Reparaturen werden die Fachleute immer wieder um Ratschläge gebeten.

Es ist nun 14 Uhr,  die letzten Besucher gehen. Das Ergebnis des heutigen Tages: Von 23  Arbeitsaufträgen  konnten 12 Gegenstände  zur Gänze wieder in Stand gesetzt werden, vier konnten in ihrer Funktion verbessert werden, bei zwei müssen Ersatzteile besorgt werden und fünf Stück konnten nicht repariert werden.

Das nächste Reparatur Café  ist am Samstag, 29. April 2017 von 10 bis 14 Uhr im Alten Pfarrhof in Pischelsdorf

Mehr Info: Maria Prem, 03113/ 2077, talentenetz@gmx.at oder
Alfred Bürger, 0667/7972683, ABuerger@gmx.at