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Die Lindwürmer von Dirnreith oder: Wie St. Margarethen zu seinem Namen kam

Die Region rund um den Olariziberg zwischen Gleisdorf und St. Margarethen an der Raab hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Auch ranken sich zahlreiche Legenden um dieses Gebiet. So sollen vor 1000 Jahren hier Lindwürmer ihr Unwesen getrieben haben. Herbert Hierzer hat diese Legende aufgeschrieben.

Im 12. Jahrhundert wuchs der Wohlstand der Grundeigentümer stark an und der Wein vom Dirnreitherberg wurde sogar in Wien und Prag getrunken.

Doch gab es zur jener Zeit einen großen Feind in Dirnreith: Es waren Lindwürmer, die im südlichen Teil von Dirnreith hausten. Sie waren schuld daran, dass der Berg so nackt war, denn Lindwürmer wälzen sich mit ihren riesigen Körpern immer wieder über den Berg und lassen so an gewissen Stellen nichts nachwachsen. Auch holten sich die Untiere immer wieder Arbeiter als Opfer.

Die Ritter bekämpften die Lindwürmer immer wieder, konnten sie aber nicht vernichtend schlagen. Sie besetzten das Gebiet um den Dirnreither See und das Sumpfdelta bis über den gegenüberliegenden Westkogel, der heute zur Gemeinde Langegg gehört. Zur Burg und den Hofstellen wurden Abwehrwälle errichtet.

Diese und der viele Wein, den die Menschen hier tranken, führten zu einem Aberglauben, dessen Kult beim heutigen Olarizistein ausgelebt wurde. Sie vergötterten den Lindwurm und begannen, Menschenopfer darzubringen. Auch die Ritter verfielen mit der Zeit diesem Aberglauben und beteiligten sich mit Begeisterung an den Menschenopfern.

Als die Pest kam und den ganzen Landstrich aussterben ließ, ging auch das Wissen um die Lindwürmer verloren.

Der Schmiedhansl

Der Schmied Hansl lebte von 1347 bis 1406. Es war eine Krisen geschüttelte Zeit: Die Kirche war auf Hexenjagd, die Herrschaften auf Burgen und Schlössern wussten nicht, mit welchen Reichtümern sie ihre Räumlichkeiten noch verkleiden sollten. Die Bauern und Leibeigenen mussten jedoch für Kirche und Herrschaft arbeiten, bis sie umfielen. Ständig gab es Überfälle von den Reitervölkern, die nicht nur kamen um Lebensmitteln zu rauben. Sie kamen vor allem wegen der jungen Knaben, die sie entführten und nach Ägypten brachten, um aus ihnen Soldaten zu machen.

Der Schmiedhansl wurde 1383 nach Dirnreith entsandt, um die Schmiede wieder in Betrieb zu nehmen, die seit der letzten Pestepidemie leer stand. Schmiedhansl kam mit seiner Frau, einigen Waisenkindern und zwei Knechten zur Hofstelle. Hier fanden sie verfallene Gebäue und Leichenteile vor, die sie schnell zu beseitigen begannen.

Noch im selben Jahr wurde Entschendorf und die Hofstelle des Schmiedhansls von den Brüdern Friedrich und Heinrich von Stubenberg an ihren Schaffer Ulrich ob der Graben verliehen, so hieß es. Doch in Wirklichkeit dürften die Liegenschaften bei Turnieren oder ritterlichen Spielen verloren gegangen sein.

Schon am nächsten Tag ging Ulrich von dem Graben einen Handel mit der Herrschaft von Riegersburg, den Walseern, ein.
Die Walseer bekamen Entschendorf und bauten dafür für Ulrich von dem Graben seine Burg aus. Für den Burgbau wurde viel Material gebraucht und Hansl bekam jede Menge Arbeit, die am besten sofort erledigt sein sollte. Seine Schmiede hatte er gerade fertiggestellt, aber um die Aufträge schnell ausführen zu können, brauchte er besseres Heizmaterial. So machte er sich auf die Suche nach Kohle.

Er durchstreifte die Wälder von Dirnreith und wurde fündig: Etwas höher und etwa 800 Meter von seiner Liegenschaft entfernt, befand sich ein großer See. Rund um den See gab es Kohlevorkommen. Nur hatte die Sache einen Haken, den diese neuen Besiedler noch nicht kannten. Nur Gerüchte gab es, dass von dort immer wieder Menschen verschwanden.

Der Grund dafür waren die gewaltigen Lindwürmer, wie der Schmiedhansl bald feststellte. Nur zwei Tage nach der Endeckung der Lindwürmer kamen Ritter und wollten sehen, wie weit der Schmied mit der Arbeit sei. Die Ritter kamen zu Hansl und dieser berichtete sofort von seiner Entdeckung und von der Angst, die alle nun hatten.

Doch die Ritter, die zur jener Zeit nur Kreuzzüge, Ritterspiele und Burgbauten im Kopf hatten, interessierten diese Angstmachereien nicht. Sie wollten nur Ware, die der Schmied aber nicht so schnell liefern konnte. Die Ritter wurden wütend und begannen, den Schmied auszupeitschen. Sie drohten ihm, wenn er beim nächsten Mal ihre Stücke nicht fertig hätte, würden sie ihn an die Ungeheuer verfüttern.

Hansel machte sich mit seinen Knechten und Säcken auf den Weg, um Kohle zu holen. Mit einigem Abstand zur Behausung der Lindwürmer begannen sie an der untersten Stelle des Sees zu graben und trugen die Kohle nach Hause. Der Schmied arbeitete Tag und Nacht, um seine Herren zufrieden zu stellen, und baute immer mehr Kohle ab.

Sündhafte Zustände

In Dirnreith gab es damals nicht viele Männer, denn die wurden zum Burgbau herangezogen. So arbeiteten in den Weingärten nur noch Kinder und Frauen. Die Burgherren der Hofstellen kamen immer öfter nach Dirnreith, um die Frauen zu beglücken und mit ihnen Spielereien zu treiben. Auf der Turmburg, die sich hier, hoch über dem See, am Oberkogel befand, wurden rauschende Feste gefeiert.

Das sündhafte Treiben, die drückende Gewalt der Kirche, die Angst vor dem Lindwurm – die Menschen begannen zu beten und Gott um Hilfe anzuflehen. Es schien, als hätte Er ihr Flehen erhört: Er schickte ihnen Regen, immer mehr Regen – das viele Wasser begann, die Höhlen, die der Schmied im Staubereich des Sees gegraben hatte, auszuschwemmen.

Dann kam der Tag, an dem die Erde zu beben begann. Die Leute erschraken und versteckten sich. Ein lautes Grollen ließ die Menschen noch mehr zusammenschrecken und als sich die Erde wieder beruhigte, liefen alle Richtung See. Da blieben sie vor Schrecken stehen, der See war nicht mehr da und mit ihm waren die Lindwürmer verschwunden. Bis Gumprechtsdorf wurde der Leichnahm des letzten Lindwurmes geschwemmt, dort kam er schließlich auf einem Hügel zu liegen.

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Das Wappen von St. Margarethen an der Raab erinnert noch heute an den letzten Lindwurm von Dirnreith.

So hatte der Schmiedhansl mit seinem Graben nach Kohle dazu beigetragen, dass die Lindwürmer aus Dirnreith verschwanden. Endlich konnte er weiter zurück in den Graben einsteigen, wo es viel bessere Kohle gab, und seine Produktion steigern. Dies war auch notwendig, den zum Dank, dass der Lindwurm tot war, wurde Gumprechtsdorf umbenannt und hieß nun St. Margarethen. Zu Ehren der Heiligen Margarethe wurde über den Platz, auf dem der Lindwurm zu liegen kam, eine Kirche erbaut.

Die Kirche – wenn auch später neu gebaut – steht noch heute an dieser Stelle und das Wappen der Gemeinde St. Margarethen an der Raab zeigt noch heute den Lindwurm. Wo früher der See lag, heißt es heute „Schmiedhansl Loch“, und wenn morgens dort der Nebel aufsteigt, sagt man, droht ein schweres Gewitter.