Alle vier Jahre hat er einen Tag frei: So tickt Daniel Krebs

WIR OSTSTEIRER reden mit Menschen, die etwas zu erzählen haben. Von der Hausfrau bis zum Konzernchef: Wir wollen wissen, wie die Oststeirer ticken. Diesmal hat uns Daniel Krebs in sein Leben gelassen. Der 22-jährige Albersdorfer ist seit zwei Jahren Unternehmer und in ganz Europa unterwegs, um Autos samt ihren Besitzern sicher nach Hause zu bringen.

Wie tickst du, Daniel Krebs?

Ich bin… immer ich selbst!

Ich will… die Welt zu einem etwas besseren Ort machen.

Ich werde nie… aufgeben! Ich werde immer kämpfen für das, was mit wichtig ist.

 

IMG_1072
Daniel Krebs beim WIR-OSTSTEIRER-Interviewfrühstück. Ruft da schon der nächste Kunde an?

 

WIR OSTSTEIRER (WOS): Daniel, was ist dir wichtig?
DANIEL KREBS: Mir ist wichtig, dass ich niemanden ausnehme. Ich will den Menschen helfen.

WOS: Klingt, als wärst du ein Menschenfreund.
DANIEL: Ja, ich bin ein bissl kennenlerngeil. Es gibt so viele interessante Menschen auf der Welt und ich möchte jeden kennenlernen und mit jedem befreundet sein.

WOS: Das Gefühl bekommt man auch, wenn man auf deine Facebookseite schaut. Du hast anscheinend keine Kunden, du hast Fans. Wie machst du das?
DANIEL: Dadurch, dass ich die Leute vom Fortgehen heimbringe, entsteht von Anfang an eine andere Beziehung als die typische Geschäftsbeziehung. Meistens ist der Kunde betrunken und dadurch viel offener. Wir können gleich zu einer freundschaftlichen Beziehung übergehen. Ich will nicht nur den Kunden für unsere Firma gewinnen, sondern für unser Herz.

WOS: Du bist immer im Dienst, 365 Tage im Jahr 24 Stunden pro Tag erreichbar. Wie läuft das bei dir mit Freizeit? Geht Party machen?
DANIEL: Ich trinke selten etwas, vielleicht drei oder vier mal im Jahr. Wenn du die Leute vom Fortgehen abholst, kommst du eh raus, weil es heißt: Komm, trink noch was mit. Dann trink ich halt ein Mineral und bleib ein bissl. Heuer ist aber ein super Jahr: Wir haben nur 365 Tage offen, also haben wir heuer einen Tag Urlaub: den 29. Februar.

WOS: Hast du dann auch mal Urlaub?
DANIEL: Nein. Ich war ich bis jetzt noch nie auf Urlaub! Ab und zu geh ich ins Kino und bin froh, wenn sich der ganze Film ausgeht, ohne dass ich zu einer Panne muss. Wenn was ist, sitz ich schon im Auto.

WOS: Du gehts nicht auf Urlaub, bist immer im Einsatz – Wieviel Zeit hast du für dich selbst? Brauchst du das überhaupt oder bist du eh lieber in der Masse unterwegs?
DANIEL: Ich schau, dass ich jeden Tag ein bisschen Zeit für mich selbst verbringen kann, aber ich fühl mich einfach unter Menschen wohl. Ich bin gerne mit den Leuten zusammen, die mir viel bedeuten.

WOS: Du bist 22 Jahre alt und hast in zwei Jahren ein Unternehmen aufgebaut, für das andere zehn Jahre brauchen. Hat dich das verändert?
DANIEL: Ich habe in den zwei Jahren sehr viel gelernt über Menschenkenntnis, und ich habe durch die ganzen Auslandstransporte viel von der Welt gesehen. Ich fahre an die 100.000 Kilometer im Jahr, das ist zweieinhalb mal um den Äquator.

WOS: Deine Idee ernährt mittlerweile dich und zwei Mitarbeiter. Wie ist das Chef-sein für dich?
DANIEL: Wir haben keine Dienstnehmer-Dienstgeber-Beziehung. Jeder, der bei mir anfängt, ist automatisch sofort mein bester Freund. Letztens hat sich einer privat verletzt. Am nächsten Tag hab ich ihn in der Disco getroffen, da hab ich ihn natürlich gleich eingeladen. Ist ja wurscht. Ich schau, dass er von mir alles haben kann, dafür kann ich von ihm auch alles haben.

tumblr_inline_o2y3e42SQX1tblwm1_540
Gelegentlich trifft man Daniel beim Fortgehen. Meistens ist er aber sogar dann im Dienst und immer auf dem Sprung.

 

WOS: Was machst du, wenn du so lang im Auto unterwegs bist? Wie hältst du dich wach?
DANIEL: Bevor ich losfahre, schreib ich meine ganzen Freunde an: Spontanurlaub, wer fährt mit? Meistens krieg ich dann schon ein paar Leute zusammen, die mitkommen. Falls ich wirklich mal allein unterwegs bin, kann ich mich gut mit mir selbst beschäftigen. Ich mach mir Gedanken, was ich aus der Vergangenheit lernen kann und was ich besser machen könnte. Vor allem, was das Unternehmen angeht.

WOS: Was war dein weitester Einsatz bisher?
DANIEL: Heuer waren wir schon fast in Afrika, auf Sizilien. Die langen Strecken machen es aber gar nicht aus. Wenn man in den Osten fährt und man merkt, man ist aus der EU draußen – da geht dir die Muffen, wenn du an zerschossenen Häusern vorbeifährst und die Minen noch neben der Straße liegen. Man sollte die Situation nicht unterschätzen und ein bisschen vorsichtiger sein.

WOS: Hattest du schon brenzlige Situationen bei deiner Arbeit?
DANIEL: Nicht wirklich. Manchmal werd ich verarscht und irgendwo hingeschickt, wo gar keiner ist. Ich versuch mich abzusichern, will die Handynummer haben oder einen Personalausweis. Du lernst einzuschätzen, ob es jemand ernst meint.

WOS: Hast du Vertrauen in die Menschheit?
DANIEL: Nein, eigentlich nicht. Die Welt ist ein ziemlich schlimmer Ort, es braucht dringend eine Veränderung.

WOS: Und was müsste sich verändern?
DANIEL (denkt lange nach): Das Problem ist, wo Licht ist, wird auch Schatten sein. Überall, wo ein Gewinner ist, muss es auch einen Verlierer geben. Solange die Differenzen so hoch sind, wie sie jetzt sind, so lange es so vielen Leuten extrem schlecht geht, damit es wenigen extrem gut gehen kann, wird sich noch nichts ändern.

WOS: Auch bei dir sehen die Leute deinen Erfolg und denken wahrscheinlich, dass du in Geld schwimmst. Wie gehst du damit um?
DANIEL: Das glauben nur die, die mich nicht persönlich kennen. Wenn ich mehr als 500 Euro im Monat verdienen würde, hätt ich schon eine eigene Wohnung. Wer mich kennt, der weiß, was ich für ein Mensch bin und wie meine Lebenssituation ist. Ich gehe oft essen und ins Kino. Sonst… jedes Mal, wenn ich sehe, ich hab wieder Geld am Konto, wird das gleich in die Firma reingebuttert.

Bildschirmfoto 2016-02-22 um 11.53.22
Mit seinem Amarok liefert Daniel nicht nur Nachtschwärmer samt ihren Autos zuhause ab. Sein weitester Einsatz führte ihn nach Sizilien.

 

WOS: Macht das nicht unzufrieden?
DANIEL: Wenn man die Dinge weitergibt, die einem wichtig sind, ist das ein guter Weg, Unsterblichkeit zu erlangen. Hört sich idiotisch an. Ich merk aber schon, dass ich Leute mit meinem Charakter positiv beeinflussen kann.

WOS: Hältst du dich für einen guten Menschen?
DANIEL: Ich bemühe mich, einer zu sein.

WOS: Wie fühlst du dich, wenn jemand sagt, der Krebsi ist ein guter Mensch?
DANIEL: Da müsst ich überlegen, ob mich der verarscht. Keiner ist perfekt. Ich mach auch ab und zu Fehler und werde dafür verurteilt. Obwohl ich sie nicht mit Absicht mache. Für das, was ich mache, muss ich geradestehen.

WOS: Wann ist in deinen Augen jemand ein guter Mensch?
DANIEL: Ein guter Dodl bist du, wenn du immer zu allem ja sagst. Aber ein guter Mensch bist du dann, wenn du auch ab und zu nein sagen kannst und jemandem die kalte Schulter zeigen kannst. Es muss manchmal viel schiefgehen im Leben, damit es dann gut gehen kann.


 

Möchtest du bei unserer Serie “Wie tickst du?” dabei sein? Mitmachen kann jeder, der Lust darauf hat. Wenn du deine Geschichte gemeinsam mit WIR OSTSTEIRER erzählen möchtest, melde dich! Du kannst uns mailen (wos@wir-oststeirer.at), uns anrufen (0680/3018485), uns auf Facebook anschreiben oder uns hier auf der Seite eine Nachricht schicken.